Katholischer Jenaer Uni-Rektor: Luther war kein Fundamentalist

Katholischer Jenaer Uni-Rektor: Luther war kein Fundamentalist
Der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, Klaus Dicke, hat Martin Luther gegen den Vorwurf des Fundamentalismus verteidigt.

Luther sei zwar ein radikaler Theologe gewesen, sagte Dicke am Montagabend in Arnstadt in Thüringen. Der Reformator habe sich aber "keineswegs streng an die Schrift gehalten", sondern seine Bibelauslegung an den konkreten Bedingungen seiner Zeit orientiert, betonte der Politologe.

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Der katholische Rektor diskutierte beim sogenannten Petersberger Disput des Thüringer Lutherbeauftragten und der Tageszeitung "Thüringer Allgemeine" mit dem Journalisten Alan Posener über dessen "Neuneinhalb Thesen gegen Luther". Darin bezeichnete Posener den Reformator als "eine Katastrophe für die westliche Zivilisation". Luthers Schriftgläubigkeit sei Fundamentalismus, bekräftigte Posener in Arnstadt. Der Theologe bleibe damit "hinter den Möglichkeiten seiner Zeit".

Rektor Dicke sagte, Luther habe "vieles vorweggenommen, das später in der Aufklärung aufgenommen wurde". Luthers Rechtfertigungslehre mit dem "Abheben auf das Glaubensgewissen als die letzte Instanz" sei ein Vorgriff auf die Auffassung von der unteilbaren Würde des Menschen. Dagegen kritisierte Posener, Luther habe mit seiner Schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen" die "Unterwerfung des Christen unter die weltliche Obrigkeit" begründet.

Die Reihe der Luther-Dispute ist nach dem Erfurter Petersberg benannt, der unmittelbar neben dem Domberg der Landeshauptstadt liegt und eng mit der Christianisierung der Region im Mittelalter verbunden ist. Die seit dem frühen 19. Jahrhundert säkularisierte Peterskirche erinnert an das einstige Benediktinerkloster St. Peter und Paul an diesem Ort.