Christliche Initiative gegen Potsdamer Garnisonkirche

Christliche Initiative gegen Potsdamer Garnisonkirche
Neuer Gegenwind für die Potsdamer Garnisonkirche: Mit dem Aufruf "Christen brauchen keine Garnisonkirche" sprechen sich mehr als 70 Pfarrer und andere Kirchenmitglieder öffentlich gegen den geplanten Wiederaufbau des Gotteshauses aus.

Der Aufruf mit Datum vom 1. September wurde in Berlin und Potsdam veröffentlicht. "Wir wollen dem Eindruck entgegentreten, alle Christinnen und Christen würden dem Vorhaben einhellig zustimmen", heißt es darin. Am Wochenende soll auch eine Internetseite freigeschaltet werden, auf der sich weitere Unterzeichner eintragen können.

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Die barocke Garnisonkirche in Potsdam war 1945 zerstört und 1968 durch die DDR-Behörden abgerissen worden. Vor einigen Jahren begann eine Initiative zum Wiederaufbau. Das Projekt ist wegen der Rolle der Garnisonkirche als Militärkirche sowie als Schauplatz der NS-Reichstagseröffnung von 1933 umstritten. Der Potsdamer Stadtrat hatte dem Vorhaben vor kurzem zugestimmt. Damit ist eine geplante Bürgerbefragung vom Tisch.

Erstunterzeichner des Aufrufs sind neben anderen Ex-Bundesjustiministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD), der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer und der frühere Benediktinermönch Fulbert Steffensky. Zu den Unterstützern gehören auch die Theologin und frühere brandenburgische Ausländerbeauftrage Almuth Berger, die Beiratsvorsitzende von Transparency International, Barbara Stolterfoth sowie die Politikwissenschaftler Hajo Funke und Wolf-Dieter Narr.

Nagelkreuz oder Wetterfahne?

Weil der Wiederaufbau als Projekt von nationaler Bedeutung gelte, müsse auch die Frage gestellt werden, was für ein Signal davon ausgehe, heißt es in dem Aufruf. Die Garnisonkirche habe einst für eine Kirche gestanden, "die sich von Obrigkeit und Militär in Dienst nehmen ließ, Demokratie verachtete und auf politische Weisung Krieg predigte". Das Bauvorhaben sei auch eine Stellungnahme zu dieser Geschichte.

Da Kriege, die Militarisierung der internationalen Beziehungen und der "Missbrauch von Religion zu kriegerischer Hetze" bedrohlich aktuell seien, "brauchen wir heute ein anderes Zeichen als eine neue Garnisonkirche", heißt es in dem Aufruf weiter: "Wir bezweifeln, wie der geplante Neubau dem Konzept eines 'Versöhnungszentrums' entsprechen kann, wenn schon die Zusage nicht mehr gilt, die Kirche unter das Nagelkreuz von Coventry zu stellen."

Ursprünglich war von kirchlicher Seite geplant, den neuen Turm der Garnisonkirche mit dem Nagelkreuz als Friedens- und Versöhnungssymbol zu krönen statt mit einer Nachbildung der historischen Wetterfahne. Inzwischen ist vorgesehen, das Nagelkreuz neben der Kirche aufzustellen. Die Wetterfahne wurde bereits rekonstruiert und steht seit einigen Wochen am früheren Standort der Kirche.