Evangelisches Pfarrer-Bündnis kritisiert Gaucks Plädoyer für Militäreinsätze

Evangelisches Pfarrer-Bündnis kritisiert Gaucks Plädoyer für Militäreinsätze
Ein Bündnis evangelischer Pfarrer kritisiert Bundespräsident Joachim Gauck für dessen Forderung, Deutschland müsse notfalls auch militärische Verantwortung in internationalen Konflikten übernehmen.

Kriegseinsätze verbuchten stets nur scheinbare Erfolge, heißt es in dem am Mittwoch in Mülheim veröffentlichten Offenen Brief der Arbeitsgruppe Solidarische Kirche im Rheinland, den kirchliche Verbände aus ganz Deutschland unterstützen. Letztlich führten Kriegseinsätze aber "zur Destabilisierung und verstärktem Blutvergießen bis hin zu gezielten Drohnen-Morden".

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Die Kirchenvertreter kritisieren in dem Brief an den früheren evangelischen Pfarrer Gauck auch die geplanten deutschen Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak. "Die bundesdeutsche Regelung, keine Waffenlieferung in Krisengebiete zuzulassen, ist schon mehrfach durchbrochen worden, gerade im Nahen Osten. Jede weitere Durchbrechung bringt unweigerlich die Gefahr unberechenbarer Gewaltsteigerungen mit sich", heißt es.

Die Pfarrer betonten, Deutschland könne international auch anders als militärisch Verantwortung übernehmen. "Verantwortung bedeutet für uns eine größere Bereitschaft Deutschlands, Flüchtlinge aufzunehmen", erklären sie. Kriege und Militäreinsätze seien aber weltweit die Hauptursache für Flucht. Weiter heißt es: "Weltweite Verantwortung bedeutet für uns, dass Deutschland dem selbst gesetzten Ziel endlich nachkommt, 0,7 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungsaufgaben einzusetzen."

Im Juni hatten bereits ostdeutsche Pfarrer das Plädoyer des Bundespräsidenten für Bundeswehreinsätze im Ausland kritisiert. Sie warfen Gauck vor, sich von den Idealen der christlichen DDR-Friedensbewegung abzuwenden. Vom Leiter des Bundespräsidialamts, David Gill, wurde dieser Kritik widersprochen.

Der offene Brief der Solidarischen Kirche im Rheinland wird den Angaben zufolge unter anderem vom entwicklungspolitischen Südwind-Institut, der Kreditgenossenschaft Oikocredit, dem Dietrich Bonhoeffer-Verein und verschiedenen Ökumenischen Netzen unterstützt. Die Solidarische Kirche ist ein Zusammenschluss von rund 180 evangelischen Laien und Pfarrern im Rheinland, der sich als kritische Stimme gegenüber der Kirchenleitung in Düsseldorf und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) versteht.