Filmkritik: "Sin City 2: A Dame to Kill For"

Foto: epd/Sony
Filmkritik: "Sin City 2: A Dame to Kill For"
Nichts Neues in "Sin City": In "Sin City 2: A Dame to Kill For" treffen sich böse Buben und taffe Mädels zum Totentanz in Schwarz und Weiß - diesmal in 3D und mit Eva Green und Josh Brolin.
17.09.2014
epd
Patrick Seyboth

Es gibt wenig Neues unter dem sonnenlosen Himmel von Sin City. In diesem in Schwarz-weiß gezeichneten Noir-Kosmos nach den Graphic Novels von Frank Miller dreht sich nach wie vor alles um Niedertracht und gelegentliches Aufblitzen von Ritterlichkeit, um schöne Frauen und meist irgendwie entstellte Männer, um exzessive Rache für alle erdenklichen Arten von Gemeinheit.

So mischen sich immer wieder große Mengen Blut in die Regenpfützen, während wechselnde Erzähler das Geschehen mit dem Fatalismus hartgesottener Helden kommentieren. Fast zehn Jahre nach dem immensen Erfolg des ersten Films zieht die Fortsetzung mit ihren 3D-Bildern den Zuschauer noch unerbittlicher in diese Welt hinein. Das ästhetische Zusammenspiel von Dekor, Kostüm und bizarren Visagen, gelegentlich von Farbtupfern akzentuiert, überzeugt auch diesmal.

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Dass "Sin City 2" dennoch ein schales Gefühl hinterlässt, liegt durchaus auch an dieser visuell überladenen Gestaltung, die alle inhaltlichen Spannungsmomente weit abfallen lässt. Wie oft bei Miller, wird dem Design weit mehr Gewicht beigemessen als der Dramaturgie oder nachvollziehbaren Figurenentwicklungen.

Im ersten Film gingen die einzelnen Geschichten recht elegant ineinander über, die unterschiedlichen Zeitebenen der Vorlage ermöglichten das ständige Wiederaufleben von eben erst ermordeten Protagonisten. Das erzeugte ein reizvolles Flair, als seien in dieser Welt die Figuren zur ewigen, grausamen Wiederkehr und neuem, langsamem Sterben verurteilt.

Die Fortsetzung geht in ihrer Verknüpfung der einzelnen Handlungsstränge zwar nach der gleichen Methodik vor, doch das Gewicht der Episoden fällt allzu unterschiedlich aus. Mickey Rourke wütet als Haudrauf Marv abermals mit kraftvolle Präsenz durch die Stadt, Powers Boothe als Senator Roark zieht im Hintergrund noch immer die Fäden und auch Rosario Dawson überzeugt als mit allen Wassern gewaschene Anführerin der Prostituierten von Old Town. Dennoch werden doch die meisten der zahlreichen Stars an eher uninteressante Episoden verschenkt.

Verführerische Femme fatale

Spannend ist lediglich die zentrale, titelgebende Story: Eva Green spielt Ava Lord, und sie müsste nicht ständig nackt sein, um das Urbild der verführerischen Femme fatale zu verkörpern. Josh Brolin als Dwight McCarthy (im ersten Film gespielt von Clive Owen) will eigentlich jeden Ärger vermeiden, wird dann jedoch von der angeblich bedrohten Ava um Hilfe gebeten. Obwohl er um den hinterhältigen Charakter seiner Ex-Freundin weiß, zieht ihn seine verzweifelte Liebe/Begierde mitten hinein in ihre nach klassischen Vorbildern gestrickte Intrige.

Fast scheint es, als hätte der Autor an ihrer beider Geschichte eher unwillig noch ein paar andere angepappt, weil das Publikum nun einmal das vertraute Personal und mehr Action erwartet, als diese Story allein sie bietet. So bedient "Sin City 2" die Erwartungen, ohne aber den irritierenden, brachialen Esprit des Vorgängers zu erreichen. Jenseits des Spiels mit Noir-Motiven wird umso deutlicher, wie sehr Frank Millers Welt geprägt ist von postpubertärer Kraftmeierei und einer modischen Attitüde der Düsterkeit und Brutalität.

USA 2014. Regie: Robert Rodriguez, Frank Miller. Buch: Frank Miller. Mit: Mickey Rourke, Josh Brolin, Joseph Gordon-Levitt, Jessica Alba, Eva Green, Bruce Willis, Rosario Dawson, Ray Liota. Länge: 102 Minuten. FSK: ab 18 Jahren.