Bischöfe aus Nahost fordern UN-Schutz für Christen in Irak und Syrien

Bischöfe aus Nahost fordern UN-Schutz für Christen in Irak und Syrien
Kirchenvertreter rufen die Vereinten Nationen auf, Christen und andere religiöse Minderheiten in Syrien und dem Irak vor den Terrormilizen des "Islamischen Staates" (IS) zu schützen.

Katholische Bischöfe aus dem Nahen Osten sprachen sich am Dienstag in Genf für den Einsatz von Bodentruppen unter UN-Mandat aus. Gleichzeitig kritisierten sie jedoch die US-Luftangriffe. In Deutschland erklärte der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck, ein militärisches Eingreifen in Syrien und Irak sei denkbar, wenn alle friedlichen Mittel ausgeschöpft seien. Auch der Vizepräses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Günther Beckstein, befürwortet einen UN-Einsatz, hält ihn derzeit aber nicht für realistisch.

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Die Bischöfe aus dem Nahen Osten halten sich derzeit auf Einladung der Vertretung des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf auf. Patriarch Louis Raphael Sako von der chaldäisch-katholischen Kirche mit Sitz in Bagdad erklärte, internationale Bodentruppen sollten die IS-Kämpfer zurückzudrängen. Der IS habe "Genozid, Mord an unschuldigen Menschen, Vertreibungen und andere schwere Verbrechen" zu verantworten. Im Nordirak sind neben Christen vor allem Jesiden im Visier der Terrormilizen.

Luftschläge lehnte der Patriarch indes ab, da auch unschuldige Menschen getroffen werden könnten. Letztlich könnten von den Angriffen mit Kampfjets und Bombern die IS-Milizen profitieren. US-Flugzeuge greifen derzeit Ziele der IS im Irak an, Washington will die Terroristen auch in Syrien aus der Luft angreifen.

Mit Blick auf Syrien äußerte sich der chaldäisch-katholische Bischof von Aleppo, Antoine Audo, in einem Zeitungsinterview skeptisch zu den US-Luftangriffen. Ohne die Zustimmung des syrischen Staates "sollte es keine solchen militärischen Interventionen geben", sagte Audo, dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstagsausgabe). Er warnte davor, sich von militärischen Mitteln eine Lösung des Konflikts zu erhoffen: "Krieg ist keine Lösung." Zugleich befürwortete er deutsche Waffenlieferungen an die IS-Gegner im Nordirak. "Alles, was diese Terror- und Mordmaschine stoppen kann, ist zu begrüßen" sagte der 68-Jährige.

Deutsche Kirchenvertreter halten Waffenlieferungen für gerechtfertigt

Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, hält die Waffenlieferungen in den Nordirak für gerechtfertigt. "Gewalt kann nie Frieden schaffen, Gewalt kann aber nötig sein, um unschuldige Leben zu schützen", sagte Marx der "Bild"-Zeitung (Dienstagsausgabe). "Deshalb ist es vertretbar, dass Deutschland sehr durchdacht und kontrolliert denjenigen Waffen schickt, die das Leben unschuldiger Menschen verteidigen."

Ähnlich sieht es Günther Beckstein, Vizepräses der EKD-Synode. Da die Voraussetzungen für ein Engagement der Vereinten Nationen in der Krisenregion nicht gegeben seien, sei die Unterstützung der kurdischen Streitkräfte eine Alternative, sagte der ehemalige bayerische Ministerpräsident am Dienstag am Rande einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste in Berlin. Zugleich gab er jedoch zu bedenken, dass diese Waffen später für andere Zwecke eingesetzt werden könnten.

Der katholische Militärbischof Overbeck hält auch ein direktes militärisches Eingreifen internationaler Truppen für denkbar. "Es scheint so zu sein, dass diese Menschen nur die Sprache der Gewalt verstehen", sagte der Theologe in Cloppenburg mit Blick auf die IS-Terroristen. Allerdings müsse die Anwendung von militärischer Gewalt von den Parlamenten und den Vereinten Nationen beschlossen werden. Außerdem müsse bewiesen sein, dass alle friedlichen Mittel ausgeschöpft wurden.

Kirchenpräsident Jung kritisiert militärische Konfliktlösungen

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung äußerte sich derweil skepktisch über eine Konzentration auf militärische Mittel bei Konfliktlösungen.

Diese "eigentümliche Sogkraft" sei auch in den jüngsten Debatten um die Waffenlieferungen an die kurdischen Peschmerga spürbar geworden, sagte Jung zur Eröffnung der Ausstellung "Frieden geht anders" in der Frankfurter Paulskirche. "Ich habe friedensethische Debatten um eine Alternative, etwa die Einrichtung einer UN-Sicherheitszone für Flüchtlinge, schmerzlich vermisst", sagte er laut Redetext.