Christen und Muslime fordern Eingreifen im Nordirak

Christen und Muslime fordern Eingreifen im Nordirak
Landesbischof Bedford-Strohm stellte sich erneut hinter die Waffenlieferungen an die Kurden im Krisengebiet. Auch der ehemalige Großmufti von Bosnien-Herzegowina forderte die Weltgemeinschaft zum Handeln auf.

Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der ehemalige Großmufti von Bosnien-Herzegowina, Mustafa Ceric, haben friedenschaffende Initiativen im Nordirak gefordert. Bedford-Strohm sprach sich am Dienstagabend in München erneut nachdrücklich für einen UN-Einsatz in dem Krisengebiet aus. Ceric erklärte, die Mörder unschuldiger Kinder müssten bestraft werden. Beide sagten zugleich, es gebe "keinen gerechten Krieg".

Bedford-Strohm stellte sich erneut hinter die deutschen Waffenlieferungen an die Kurden. "Die entscheidende Frage ist: Wie kann diesen Menschen verlässlich Schutz gegeben werden", sagte er bei einer Diskussionsrunde vor rund 350 Zuhörern in der Münchner Allerheiligenhofkirche. Zwar seien Waffenlieferungen an Länder mit Menschenrechtsverletzungen die "eigentliche Ursache des Konflikts". Doch dies entbinde den Westen nicht von der Frage, wie den Menschen vor Ort geholfen werden könne, unterstrich der Landesbischof. Er forderte von der Bundesregierung eine "nachdrückliche Initiative" für einen UN-Einsatz.

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Ceric betonte, die Europäer seien als Urheber zweier "epochaler Kriege" in der Pflicht, "die Ursachen von Kriegen zu erforschen und anderen zu helfen". Er erinnerte an den Krieg in seinem Heimatland in den 1990er Jahren. Er sei 1992 in Sarajevo "ohne Essen und Sicherheit" gewesen, "ich habe viele Tote, Blut und weinende Mütter gesehen". Ceric kandidiert derzeit für das Präsidentenamt in Bosnien-Herzegowina. Er war von 1993 bis 2012 Großmufti. Der Geistliche gehört der Partei des vormaligen Präsidenten Alija Izetbegovic an. 2007 erhielt er gemeinsam mit Rita Süssmuth den Theodor-Heuss-Preis.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, äußerte sich zurückhaltend zu Waffenlieferungen. Diese könnten zwar durchaus Bedrohte schützen, aber kein Gemeinwesen schaffen. Der frühere CSU-Landtagsabgeordnete warnte zugleich davor, Menschen anderer Kulturkreise europäische Errungenschaften wie die parlamentarische Demokratie "überzustülpen". Er wies zudem auf die Gefahr schwerwiegender Religionskonflikte auch in Deutschland hin. "Wir müssen miteinander wachsam sein, dass das nicht zu Spannungen zu unseren islamischen Mitbürgern führt", sagte Glück.