Schäuble fordert stärkeres außenpolitisches Engagement

Foto: dpa/Maurizio Gambarini
Schäuble fordert stärkeres außenpolitisches Engagement
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) befürwortet ein verstärktes Engagement Deutschlands in Krisengebieten.

Bislang nehme das wiedervereinte Deutschland seine Verantwortung in der Welt "eher widerwillig wahr", sagte Schäuble am Sonntag in einer Predigt in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Der CDU-Politiker war Gast der ökumenischen Gottesdienstreihe "Politiker predigen - Reformation und Politik".

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Schäuble unterstrich, dass freiheitliche Werte in vielen Regionen derzeit durch Krieg, Gewalt, Unterdrückung und Diktatur gefährdet seien. Die universelle Gültigkeit der Menschenrechte sei jedoch unabhängig von Kultur und Religion. "In diesem Sinne und mit diesem Ziel sollte Deutschland heute in der Welt mehr Verantwortung übernehmen", sagte Schäuble. Er erinnerte daran, dass in einer globalisierten, vernetzten Welt die Bundesbürger mit Ereignissen und Entwicklungen andernorts "unweigerlich zu tun" haben.

Heftige Kritik äußerte der Minister an Russland. Unter der gegenwärtigen russischen Regierung werde das Land "in seiner Rücksichtslosigkeit und strategischen Vorgehensweise" von einigen zwar als "überlegen" wahrgenommen. Dennoch sei das jetzige russische Gesellschaftsmodell auf Dauer weder politisch noch ökonomisch attraktiv. Der gegenwärtige Kurs habe keine Zukunft, "weil er auf antiwestlichen Ideen beruht", sagte Schäuble.

Schäuble betonte: "Wir haben seit Ende des Kalten Krieges keinen weltweiten Siegeszug der Demokratie erlebt". Nicht-demokratische Herrschaftssysteme hielten sich zäh und "oft im neuen Gewand". Er räumte ein, dass auch freiheitliche Gesellschaftsmodelle mit Fehlern behaftet seien. Diese könnten jedoch korrigiert werden, während totalitäre Ideologien dazu nicht in der Lage seien.

Die Predigtreihe in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche Berlin findet im Rahmen des evangelischen Themenjahrs Reformation und Politik statt. Einmal im Monat predigen Politiker mit evangelischem oder katholischem Hintergrund. In den kommenden Monaten werden der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) und der Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz (Grüne) erwartet.