Brote backen für die Welt: Konfistunde in der Backstube

In der Backstube
Foto: Juliane Ziegler
Gutes tun: Die Konfirmanden haben Buchstaben aus Teig ausgestochen, um damit ihre selbstgebackenen Brote zu verzieren.
Brote backen für die Welt: Konfistunde in der Backstube
Konfirmanden aus Frankfurt am Main backen Brot, um Hilfsprojekte in Lateinamerika, Asien und Afrika zu unterstützen. Die Aktion "5.000 Brote - Konfis backen Brot für die Welt" läuft bundesweit zwischen Erntedank und dem 1. Advent. Dabei erfahren die Konfirmanden, welche Bedeutung Brot als Grundnahrungsmittel hat. Juliane Ziegler hat einen Blick in die Backstube geworfen.

Es ist heiß, die Öfen brummen, 25 Konfirmanden wuseln durch die Backstube. "Jetzt siehst Du ja aus wie eine Krankenschwester!" Nico kichert. Caroline, 14 Jahre alt, hat eine weiße Einweg-Kappe aufgesetzt und ihren langen Zopf mit dem Haarnetz bedeckt. "Hygiene ist ein Muss, wenn es um Lebensmittel geht", sagt Bäcker Uwe Lehnen. Haare im Brot sind nicht erwünscht. Dann erklärt er den Jugendlichen die verschiedenen Schritte, wie aus der grauen Teigmasse leckere, knusprige Bauernbrote werden.

An langen Tischen kneten die Konfirmanden die Laibe.
Pia Baumann und Rüdiger Kohl, Pastoren der Evangelischen Gemeinde Bockenheim in Frankfurt, fahren an diesem Morgen mit ihren Konfirmanden in die Vollkornbäckerei Fleckenbühler. Sie nehmen an der bundesweiten Aktion "5.000 Brote - Konfis backen Brot für die Welt" teil. Die Aktion gibt es schon seit einigen Jahren, doch mit ihren Konfirmanden machen sie zum ersten Mal mit. "Es war gar nicht so einfach, eine Bäckerei dafür zu finden", erzählt Rüdiger Kohl. Bei mehreren hätten sie angefragt, teilweise kam noch nicht mal eine Rückmeldung.

10.000 Konfirmanden aus 900 Gemeinden

Zu der Aktion haben die Landeskirchen und die Landesinnungsverbände des Bäckerhandwerks gemeinsam aufgerufen: Konfirmanden backen bei Bäckern aus ihrer Stadt und verkaufen die Brote für einen guten Zweck. Mit dem Erlös unterstützen sie Projekte des Hilfswerks Brot für die Welt: Ein Kinderschutzraum in einem Slum von Dhaka in Bangladesch, eine Berufsschule in der zweitgrößten Stadt Ghanas in Kumasi sowie ein Schul- und Ausbildungsprojekt für Kinder in Bogotá in Kolumbien. "In der letzten Konfistunde haben wir über diese Projekte und über die Lebenssituationen Gleichaltriger gesprochen", sagt Pastorin Baumann.

###mehr-artikel###Schon seit 2012 gibt es die Kampagne, allerdings bisher nur in den beiden hessischen Landeskirchen EKHN und EKKW. Doch dort lief die Aktion so erfolgreich, dass 2014 Konfirmanden aus ganz Deutschland mitmachen: 10.000 Teilnehmer aus 900 Gemeinden werden bis zum Ersten Advent erwartet. Offiziell eröffnet der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider die Spendenaktion im Erntedank-Gottesdienst am 5. Oktober in Berlin.

"Unser tägliches Brot…"

An zwei Tischen trennen die Konfirmanden von Teigbergen Stückchen ab, wiegen die Roggenmischung akribisch, kneten, formen. Der Teig klebt an den Fingern. Dann verzieren sie manche Laibe mit ausgestochenen Buchstaben und Kreuzen. Bevor die Brote in den Ofen geschoben werden, müssen sie erstmal ruhen. Bäcker Uwe Lehnen kennt den Sturm auf die Backstube schon, im vergangenen Jahr war bereits eine andere Konfirmandengruppe da. "Für uns hier ist es eine nette Abwechslung in der alltäglichen Arbeit, und da heute nicht so viel los ist, passt es gut."

Philine testet in der Backstube das Mehl.
Philine, 11 Jahre alt, freut sich über die Backstunde: "Ich selber habe noch nie Brot gebacken. Aber früher haben wir in den USA gelebt. Und weil da das Brot überhaupt nicht schmeckt, hat meine Mutter häufig selbst gebacken. Das mochte ich." In der letzten Konfirmandenstunde ging es um das Thema "Brot" erzählt sie mit Mehlstaub im Gesicht. "Wir haben die Geschichte von der Speisung der 5.000 durch Jesus gehört."

Pastorin Pia Baumann verweist auf die Vaterunser-Zeile "Unser tägliches Brot gib uns heute", sie betont die symbolische Bedeutung des Brotes: "Natürlich ist Brot ein notwendiges Grundnahrungsmittel, aber es steht auch dafür, was man darüber hinaus zum Leben braucht." Als sie im Unterricht die Konfirmanden fragte, kamen Antworten wie: Freunde, Familie, Liebe. Aber auch kleine 'Luxusgüter' wie Nutella oder Internet."

Hunderte Brote für den Erntedank-Gottesdienst

"Vorsicht, heiß!", ruft Uwe Lehnen. Endlich sind die Brote fertig, der Bäcker zieht die Bleche aus dem Ofen. "Hm, wie das duftet!", ruft Philine. "Schade, am liebsten würde ich sofort ein Stückchen essen." Doch das geht nicht, sie muss sich gedulden, denn die Brote sind für den Gottesdienst gedacht: Dort begrüßt die Gemeinde die neuen Konfirmanden und feiert Erntedank. Eine gute Gelegenheit, die Brote - rund hundert Laibe sind das Ergebnis des Vormittags - zu verkaufen. Caroline hat ihre Mütze schon abgesetzt. "Mir hat das Brotbacken Spaß gemacht, weil alle gemeinsam etwas Gutes tun", sagt sie. Ihre Wimpern sind noch weiß vom Mehl.