Steinmeier schlägt "Weißhelme" zum Kampf gegen Epidemien vor

Steinmeier schlägt "Weißhelme" zum Kampf gegen Epidemien vor
Die Kräfte könnten nach Meinung des Außenministers bei Krisen wie der aktuellen Ebola-Seuche in Westafrika zum Einsatz kommen. Steinmeier bekräftigte außerdem seinen Vorschlag einer "zivilien EU-Mission" in dem Gebiet.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) schlägt den Aufbau eines internationalen Bereitschaftsdienstes namens "Weißhelme" vor, um künftig Epidemien wie Ebola zu bekämpfen. Er könne sich einen "Pool von Experten, Medizinern, Pflegepersonal" vorstellen, sagte Steinmeier am Montag auf einem EU-Außenministertreffen in Luxemburg. Es gehe nicht um die Einrichtung einer neuen ständigen Organisation. Vielmehr könnten Listen mit verfügbarem Personal erstellt werden, wie es sie etwa im Fall der UN-Blauhelme gebe, erläuterte der Minister.

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Nach Angaben Steinmeiers stieß sein Vorschlag bei den versammelten 28 EU-Außenministern auf Wohlwollen. Eine Stellungnahme der Minister spricht von "der Notwendigkeit, einen Reservepool von Gesundheitsexperten aus den Mitgliedsländern auf freiwilliger Basis einzurichten". Zunächst will die EU laut Steinmeier einen Koordinator für den Kampf gegen Ebola ernennen, um Kapazitäten der Länder etwa bei Evakuierungsflügen zu bündeln. Auch seine Idee einer zivilen EU-Mission zur Eindämmung der Epidemie sei begrüßt worden und werde weiter verfolgt, sagte Steinmeier.

Der Ebola-Sonderbeauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, sprach sich in Berlin für eine Aufstockung der Entwicklungshilfe aus. "Wir müssen alles versuchen, diese Länder zu stützen, damit sie nicht zerfallen", sagte Lindner beim Weltgesundheitsgipfel. Die Spuren der Bürgerkriege in Liberia, Sierra Leone und Guinea seien noch deutlich sichtbar.

"Ebola ist ein Problem der ganzen Welt"

Ein eindringlicher Appell kam von der liberianischen Botschafterin in Deutschland, Ethel Davis. "Ebola ist kein Problem Westafrikas, sondern der ganzen Welt", sagte sie. Die bisherige Hilfe reiche nicht aus. Dringend benötigt werde medizinische Ausrüstung, vor allem Schutzkleidung oder Leichensäcke. Die Botschafterin verwies auf die gewaltigen wirtschaftlichen Folgen der Epidemie: "Unsere Wirtschaft liegt am Boden."

Indessen begannen am Montag die ersten Freiwilligen der Bundeswehr ihre Ausbildung für den Ebola-Einsatz in Westafrika. Der fünftägige Intensivkurs findet laut Führungsakademie der Bundeswehr an der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen statt. Den Freiwilligen sollen Kenntnisse über Diagnostik und Therapiemaßnahmen, die Betreuung der Erkrankten und den sicheren Umgang mit der Schutzausrüstung vermittelt werden. Die Bundeswehr unterstützt damit die Arbeit des Roten Kreuzes.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte Angehörige der Bundeswehr zu Freiwilligen-Einsätzen aufgerufen. Das Ministerium plant, die Helfer alle vier Wochen auszuwechseln. Die Bundeswehr geht davon aus, dass die ersten Soldaten Mitte oder Ende November ihren Einsatz beginnen.

Seit sechs Wochen keine neuen Ebola-Fälle in Nigeria

Die Zahl der Ebola-Erkrankten ist laut der Weltgesundheitsorganisation auf weltweit mehr als 9.200 gestiegen. Davon starben bereits mehr als 4.500 Menschen. Es wird allerdings eine hohe Dunkelziffer vermutet. Am stärksten betroffen sind die drei westafrikanischen Staaten Liberia, Guinea und Sierra Leone. Hingegen wurde Nigeria am Montag offiziell für Ebola-frei erklärt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte in der Hauptstadt Abuja mit, dass seit sechs Wochen kein neuer Fall entdeckt worden sei.

Unterdessen hat die Leipziger Spezialklinik für Infektionskrankheiten in einem weiteren Ebola-Verdachtsfall Entwarnung gegeben. Die Symptome eines Patienten, der in der Nacht zum Montag eingeliefert worden sei, seien nicht auf das gefährliche Virus zurückzuführen, berichtete das sächsische Gesundheitsministerium. In der vergangenen Woche war in dem Behandlungszentrum ein Sudanese an Ebola verstorben. Der UN-Mitarbeiter hatte sich im Rahmen von Hilfsprojekten mit dem Virus infiziert und war von Liberia aus nach Leipzig gebracht worden.