Heiner Geißler vermisst kirchliches Machtwort zur Ökonomisierung

Foto: dpa/Peter Steffen
Heiner Geißler vermisst kirchliches Machtwort zur Ökonomisierung
Der CDU-Sozialpolitiker Heiner Geißler (84) hat die evangelische und katholische Kirche zu mehr Engagement gegen die Gefahren einer fortschreitenden Ökonomisierung aufgerufen.

"Es fehlt das Wort der Kirchen", sagte Geißler am Dienstagabend in Wuppertal. In Politik und Kirche mangele es derzeit an Willen zu einer "direkten und klaren Ansprache" von Missständen.

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Die Kirche müsse sich auf ihre Vorbilder Jesus Christus und den Reformator Martin Luther besinnen, die sich den Problemen ihrer Zeit gestellt hätten, sagte Geißler auf dem Johannes-Rau-Kolloquium der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). "Wir können die Welt verändern, wenn die geistlichen Führer erkennen, dass das Evangelium eine politische Dimension hat", betonte der CDU-Politiker. Er nannte die christliche Kirche einen der "größten Global Player, die wir auf der Welt haben".

Nach Einschätzung Geißlers sind "Geiz, Gier und Geld" die Antriebsfedern der globalen Wirtschaftsordnung geworden. Davor seien auch die Kirchen nicht gefeit: "Die Ökonomisierung hat sich wie ein schleichendes Gift in die Gedankenwelt beider Kirchen eingeschlichen." Der leidende, bedürftige Mensch habe sich sogar in kirchlich getragenen Altenheimen in einen "Kunden" verwandelt, als ob das Seniorenstift ein "Supermarkt" sei, kritisierte der ehemalige Bundesfamilienminister.

Der Generationenvertrag sei in Gefahr, wenn er allein von der geltenden Weltwirtschaftsordnung abhängig sei, warnte Geißler. Statt des Prinzips "Jeder sorgt für sich selber" müssten gerade mit Blick auf das Rentensystem wirtschaftlich Starke mehr zur gesellschaftlichen Solidarität beitragen als die Schwächeren. Das aber sei in Deutschland nicht der Fall, beklagte er.