Hubertus Knabe: SED-Genossen überwiegen in Thüringer Linksfraktion

Hubertus Knabe: SED-Genossen überwiegen in Thüringer Linksfraktion
Nach Ansicht des Direktors der Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, sind ehemalige Opfer des SED-Regimes angesichts der geplanten Wahl Bodo Ramelows zum ersten Ministerpräsident der Linken in Deutschland äußerst besorgt.

"Einige sind regelrecht retraumatisiert, haben Albträume und Angst vor der Zukunft", sagte Knabe der Oldenburger "Nordwest-Zeitung" (Freitagsausgabe). Sie hätten das Gefühl, dass diejenigen zurück an die Macht kommen, die vor 25 Jahren entmachtet wurden.

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"Wenn man sich anschaut, wer für die Linke im Landtag sitzt, stimmt das auch", sagte Knabe mit Blick auf die Lage in Thüringen, wo sich der aus Westdeutschland stammende Ramelow am Freitag mit den Stimmen von Linkspartei, SPD und Grünen zum Regierungschef wählen lassen will. Knabe sagte, die Linksfraktion bestehe vor allem aus ehemaligen DDR-Funktionären und früheren Stasi-Spitzeln: "Mehr als zwei Drittel der Abgeordneten sind alte SED-Genossen."

Dass sich die Parteien in der Präambel des rot-rot-grünen Koalitionsvertrages dazu bekennen, dass die DDR ein Unrechtsstaat war, kann Knabe nicht überzeugen: "Solche Erklärungen hat es vor fast jeder rot-roten Koalition gegeben. Ich halte das für wenig glaubwürdig, denn im Gegensatz dazu wird die DDR im Programm der Linken als Versuch bezeichnet, eine 'bessere Gesellschaftsordnung' zu errichten."

Wie eine am Donnerstagabend veröffentlichte Umfrage des ARD-Deutschlandtrends ergab, finden 59 Prozent der Wahlberechtigten in Deutschland, dass die Linke sich noch nicht von ihrer SED-Vergangenheit gelöst hat. 30 Prozent sind laut Umfrage vom Gegenteil überzeugt. 40 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass es an der Zeit sei, dass auch die Linke mal einen Ministerpräsidenten stellt. 57 Prozent vertreten die gegenteilige Auffassung. Für die repräsentative Umfrage hat Infratest dimap 1.002 Menschen befragt