17 Flüchtlinge sterben bei Überfahrt nach Italien

17 Flüchtlinge sterben bei Überfahrt nach Italien
Beim Versuch, in einem Schlauchboot von Libyen nach Italien überzusetzen, sind 17 Flüchtlinge ums Leben gekommen.

Wie die italienische Marine am Freitag in Rom mitteilte, starben die Menschen wahrscheinlich an Kälte und Durst. Den Militärkräften gelang es noch, 75 Überlebende zu retten und an Land zu bringen. Das Boot befand sich etwa 75 Kilometer nördlich der libyschen Küste, es hätte noch rund 200 Kilometer bis zur italienischen Insel Lampedusa zurücklegen müssen.

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Von zwei anderen Flüchtlingsbooten rettete die italienische Marine insgesamt 202 Menschen. Flüchtlingsrechtler zeigten sich bestürzt über das Unglück. "Italien hat seinen Seerettungseinsatz Mare Nostrum kürzlich verkleinert, ohne dass es einen angemessenen Ersatz seitens der Europäischen Union gab", unterstrich das Europabüro von Amnesty International in Brüssel. Die EU müsse ihr Engagement entlang der von Kriegsflüchtlingen genutzten Routen endlich aufstocken, verlangte Amnesty.

Der italienische Innenminister Angelino Alfano forderte angesichts der Tragödie einen verstärkten Kampf gegen Schleuserkriminalität. "Der Kampf gegen die Händler des Todes ist das Wichtigste", sagte er vor einem Treffen mit EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos in Brüssel. Eine Sprecherin von Avramopoulos berichtete, in den letzten vier Wochen hätten EU-Grenzschützer und die italienische Marine gemeinsam bereits 42 Schlepper dingfest gemacht. 8.952 Asylsuchende und irreguläre Migranten seien gerettet oder abgefangen worden. Gleichwohl müsse Europa noch viel mehr für Flüchtlinge tun, sagte sie.

Die Innenminister der 28 EU-Staaten berieten in Brüssel über verschiedene Fragen der Migrations- und Flüchtlingspolitik. Deutschland, Schweden, Großbritannien und andere Länder forderten EU-Länder mit niedrigen Flüchtlingszahlen erneut auf, mehr Menschen bei sich aufzunehmen. Auch wenn es noch keine Beschlüsse dazu gebe, steige der Druck auf wenig engagierte Staaten, berichteten Diplomaten. Gerade Länder im Osten der EU, etwa Tschechien und die baltischen Staaten, sind im Moment bei der Flüchtlingsaufnahme sehr zurückhaltend.

De Maizière: Aufnahmezentren könnten Mittel gegen Flüchtlingselend sein

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) verteidigte den von Menschenrechtlern kritisierten Vorschlag, außerhalb der EU-Grenzen Aufnahmezentren für Flüchtlinge einzurichten. Die jetzige Situation sei unmenschlich, unterstrich der Minister am Rande des Brüsseler Ratstreffens: "Die Starken setzen sich durch, Frauen und Mädchen landen in Bordellen in Europa, Menschen ertrinken im Mittelmeer, Menschenhändler machen wahnsinnige Gewinne."

Gäbe es Aufnahmezentren in Durchreiseländern, könnten die Menschen aus den Händen der Schlepper befreit und versorgt werden, sagte de Maizière. Anschließend würde vor Ort entschieden, wer legal nach Europa kommen könne. Die Migranten ohne europäische Perspektive bekämen Hilfe bei der Rückkehr in ihre Heimatländer. Ihm sei bewusst, dass es Probleme wie etwa fehlende demokratische Standards in Nicht-EU-Ländern gebe, sagte de Maizière. Dennoch gelte es, nach neuen Wegen zu suchen, mit dem Flüchtlingselend umzugehen.

Auch Alfano plädierte dringlich für solche Zentren in Afrika. "Wir müssen die Menschen screenen und feststellen, wer Anrecht auf Asyl hat", unterstrich er nach den Gesprächen mit seinen Amtskollegen. "Auf diese Weise könnten wir den größten Veranstalter tödlicher Reisen ausmerzen", sagte Alfano mit Blick auf die Schlepperbanden. Die Durchreiseländer müssten dafür mit Europa an einem Strang ziehen. Die Einhaltung der Menschenrechte solle Priorität haben, die Flüchtlinge müssten auf die EU-Länder fair aufgeteilt werden.

Die Innenminister berieten auch über das Problem radikalisierter Muslime, die aus Europa in den Kampf nach Syrien und Irak und von dort aus wieder zurückreisen. Sie loteten Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit aus. Der europäische Antiterror-Beauftragte Gilles de Kerchove beklagte, dass es am Informationsaustausch zwischen Regierungen und Behörden immer noch sehr hapere.