TV-Tipp: "Mord in bester Gesellschaft: Die Täuschung" (ARD)

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TV-Tipp: "Mord in bester Gesellschaft: Die Täuschung" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Mord in bester Gesellschaft: Die Täuschung", 15. Januar, 20.15 Uhr im Ersten
Josef Stürzelmeyer war 13 Jahre lang im Gefängnis, nachdem er angeblich aus Habgier seine Lebensgefährtin ermordet hat. Nun haben sich die Ereignisse offenbar wiederholt: Seine Freundin ist erschlagen worden, ihr Schmuck und ein wertvolles Gemälde sind verschwunden.

Filmreihen können nur dann lange Zeit erfolgreich sein, wenn sie immer wieder moderat verändert werden. Manchmal aber muss so eine Veränderung auch etwas radikaler ausfallen. "Mord in bester Gesellschaft" mit Fritz Wepper als Münchener Psychiater und Hobbyermittler Wendelin Winter war zehn Filme lang heitere Unterhaltung; bestenfalls harmlos, oft auch belanglos. Mit dem im Dezember 2013 ausgestrahlten elften Fall ("In Teufels Küche") wurde Rolf René Schneider als Autor abgelöst; Stefan Cantz und Jan Hinter, die Schöpfer des "Tatort"-Duos aus Münster, sorgten für neuen Schwung. Außerdem führten sie mit dem von Wayne Carpendale gespielten Kommissar Donald Becker eine neue Figur ein.

Mord im Affekt

Davon profitiert auch der zwölfte Film, der den schlichten Titel "Die Täuschung" trägt: Josef Stürzelmeyer (Anian Zollner) war 13 Jahre lang im Gefängnis, nachdem er angeblich aus Habgier seine Lebensgefährtin ermordet hat. Nun haben sich die Ereignisse offenbar wiederholt: Seine Freundin ist erschlagen worden, ihr Schmuck und ein wertvolles Gemälde sind verschwunden. In seiner Not wendet sich der Mann an Winter, denn der hat damals ein entlastendes Gutachten verfasst: Mord ja, aber im Affekt, nicht aus Habgier. Stürzelmeyer kann den Psychiater von seiner Unschuld überzeugen; aus Sicht der Polizei spricht jedoch alles gegen ihn. Derweil ist auch Winters Tochter Alexandra (Sophie Wepper) an dem Fall dran: Sie verdient sich ihren Lebensunterhalt neuerdings mit einem Blog, in dem sie bekannte Münchener porträtiert; der Mord kommt ihr da gerade recht. Im Gegensatz zu ihrem Vater ist sie von Stürzelmeyers Schuld überzeugt. Als der vermeintliche Mörder die junge Frau als Geisel nimmt, ist sich auch Winter seiner Sache nicht mehr sicher.

"Die Täuschung" ist weitaus weniger komisch als die früheren Episoden (Buch: Rainer Berg, Jens Jendrich), aber der Geschichte tut das gut. Dank des Zusammenspiels aus Bildern und Musik ist der Film mitunter sogar eher Thriller als Krimi; nie war die Reihe so spannend wie zum fesselnden Finale, als Winter und Becker den Mörder in der Kanalisation jagen. Ähnlich groß ist der Fortschritt bei der Bildgestaltung. Regisseur Peter Stauch und Kameramann Felix Poplawsky, beide zum ersten Mal an "Mord in bester Gesellschaft" beteiligt, haben dem Film einen Look verpasst, der sich deutlich von den bisherigen Folgen abhebt. Gerade die Innenaufnahmen beeindrucken durch ein ausgesprochen stilvolles Licht. Die Zwischenschnitte aufs Münchener Stadtpanorama, über dessen Dächer die Wolken dahinrasen, sind gleichfalls reizvoll. Auch die Schnittfrequenz scheint deutlich höher als in den früheren Filmen.

Inhaltlich soll die Spannung natürlich aus der Frage resultieren, wer die Frau ermordet haben könnte, wenn es nicht Stürzelmeyer war, weshalb es fast ein bisschen schade ist, dass Sofakriminalisten den beiden Autoren recht bald auf die Schliche kommen. Aber der Film hat noch weitere Pluspunkte. Erneut zeigt sich, wie klug es war, das Ensemble um Carpendale zu ergänzen, und das nicht allein, weil sein vergleichsweise jugendlicher Kommissar ein guter Gegenentwurf zu Wepper ist. Auch wenn Winter der Polizei stets einen Schritt voraus ist: Im Unterschied zu anderen Krimireihen (etwa "Pfarrer Braun") ist der Kommissar kein Trottel.

Das ginge hier schon deshalb nicht, weil es selbstredend zwischen Becker und Alexandra Winter knistern soll. Stauch integriert diese romantischen Momente ebenso harmonisch in seine Filmerzählung wie die wenigen komödiantischen Szenen zwischen Vater und Tochter. Bei allem Respekt vor dem Hauptdarsteller: Die Qualität des Films resultiert nicht zuletzt aus der Tatsache, dass sich "Die Täuschung" nicht mehr so stark auf die beiden Weppers konzentriert.