Kölner Karnevalisten ziehen "Charlie-Hebdo"-Wagen zurück

Kölner Karnevalisten ziehen "Charlie-Hebdo"-Wagen zurück
Vor dem Hintergrund der gestiegenen Terrorgefahr streichen die Kölner Karnevalisten einen Wagen zu den islamistischen Anschlägen von Paris aus dem Rosenmontagszug.

"Einen Persiflagewagen, der die Freiheit und leichte Art des Karnevals einschränkt, möchten wir nicht", erklärte das Festkomitee Kölner Karneval am Mittwochabend zur Begründung. Es habe Rückmeldungen besorgter Bürger gegeben, "die wir sehr ernst nehmen". Die Grünen kritisierten die Entscheidung. Angst dürfe nicht "über Solidarität und Freude siegen", erklärten die Kölner Bundestagsabgeordneten Katharina Dröge und Volker Beck am Donnerstag.

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Der Entwurf für den bereits im Bau befindlichen und nun zurückgezogenen Rosenmontagswagen zum Anschlag auf das Pariser Satiremagazin "Charlie Hebdo" stammt von einer Kölner Zeichnerin. Das Motiv war bei einer vom Festkomitee initiierten Internet-Abstimmung ausgewählt worden, an der sich 7.000 Menschen beteiligten. Es zeigt einen Jecken, der mit einem Stift das Gewehr eines schwarz maskierten und mit einem Patronengurt bekleideten Kämpfers zum Platzen bringt. Der aus den "Asterix"-Comics bekannte Hund Idefix pinkelt dem Islamisten zudem ans Bein. Auf dem Wagenentwurf ist auch ein Bekenntnis zur Meinungs- und Pressefreiheit zu lesen.

Das Festkomitee stehe weiter "zur Aussage dieses Wagens und der demokratischen Abstimmung der Entwürfe sowie zum eindeutigen Votum für den geplanten Wagen", erklärte die Interessenvertretung von über hundert Karnevalsgesellschaften, die den Rosenmontagszug in der Domstadt ausrichtet. Der Karneval solle jedoch nicht zu Sorgen führen: "Wir möchten, dass alle Besucher, Bürger und Teilnehmer des Kölner Rosenmontagszuges befreit und ohne Sorgen einen fröhlichen Karneval erleben."

Bundeskriminalamt sieht "abstrakte Anschlagsgefahr"

Kölner Bürger sollen sich gegenüber Polizei und Festkomitee besorgt über einen möglichen Anschlag wegen des Motivwagens geäußert haben, einige Jecken wollten angeblich nicht in der Nähe des Wagens im Zug mitlaufen. Das Festkomitee nannte solche Berichte "schlichtweg falsch". Ein Mitarbeiter der Abteilung Staatsschutz hatte dem Zugleiter Christoph Kuckelkorn empfohlen, den Wagen so zurückhaltend wie möglich zu gestalten und auf das Zeigen provokanter Mohammed-Karikaturen zu verzichten.

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Die Grünen-Abgeordneten Beck und Dröge kritisierten, mit dieser Entscheidung habe das Kölner Festkomitee die Chance vertan, "ein starkes Signal für die Meinungs- und Pressefreiheit zu senden". Der nordrhein-westfälische Grünen-Chef Sven Lehmann betonte, Karneval sei immer auch politisch und satirisch, politische Provokation sei von vielen Jecken am Straßenrand ausdrücklich gewünscht.

Nach Angaben des Düsseldorfer Innenministeriums sind die Sicherheitsbehörden mit Blick auf die Karnevalsumzüge "hochsensibilisiert". "Aber wir dürfen uns nicht angst und bange machen lassen", sagte ein Ministeriumssprecher der "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe). Das Bundeskriminalamt sieht nach wie vor eine "abstrakte Anschlagsgefahr" in Deutschland. Das gelte auch für Großereignisse wie Karnevalsumzüge, sagte eine Sprecherin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Einschätzung der jeweiligen Sicherheitslage vor Ort sei Sache der dortigen Polizeibehörden.