Imam: Gefängnisseelsorge hilft gegen Radikalisierung

Imam: Gefängnisseelsorge hilft gegen Radikalisierung
Die Gefängnisseelsorge für Muslime hilft nach Ansicht des Wiesbadener Imams Husamuddin Meyer gegen eine ideologische Radikalisierung von Häftlingen.
06.02.2015
epd
Jens Bayer-Gimm

Seelsorger könnten im persönlichen Gespräch die Ursache einer extremistischen Gesinnung, "ein Herz voll Hass", ansprechen und auf mehr Ausgeglichenheit hinwirken, sagte Meyer am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Außerdem könnten sie sich mit den ideologischen Botschaften von Salafisten und des "Islamischen Staats" (IS) auseinandersetzen. Meyer ist seit 2008 in den Justizvollzugsanstalten in Wiesbaden und Rockenberg tätig.

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Es gebe Häftlinge, die islamistische Attentäter als Helden betrachten, sagte Meyer. Er habe aber mehrfach die Erfahrung gemacht, dass Gefangene nach Gruppensitzungen und Seelsorgegesprächen eine radikale Gesinnung abgeschwächt hätten. Meyer berichtete von einem 23-jährigen Migranten, der von dem Salafistenprediger Pierre Vogel begeistert war und auf "die Ungläubigen" schimpfte. Wegen mehrfachen Raubs landete er im Knast. Nach knapp drei Jahren Begegnungen mit dem Gefängnisseelsorger habe er sich von der extremistischen Ideologie abgewandt und Salafisten als "Chaoten" bezeichnet.

Der Imam begrüßte die Erhöhung der Mittel des Landes Hessen für islamische Gefängnisseelsorge in diesem Jahr von 60.000 auf 110.000 Euro. Sein eigenes Stundendeputat werde in Wiesbaden von 9 auf 15 Stunden die Woche und in Rockenberg von drei auf sechs Stunden erhöht, sagte Meyer.

Der Seelsorger wies darauf hin, dass in Hessen außer ihm nur sein Kollege Mustafa Cimsit Häftlinge in den Frankfurter Justizvollzugsanstalten I und IV besuche. Die Gefängnisse sollten weitere islamische Seelsorger einstellen, forderte er. Allerdings sie vertrauenswürdigen Empfehlungen folgen, sonst gerieten sie schnell an die falschen Leute. Die meisten Muslime, die sich im Gefängnis engagieren wollten, seien Extremisten. Seriöse Seelsorger hingegen haben Meyer zufolge meist Defizite in der deutschen Sprache oder, wenn sie von der Universität kommen, in der liturgischen Praxis.