Narren am Rhein nehmen islamistischen Terror, Putin und "Pegida" aufs Korn

Ein Motivwagen zu Putin und seiner Wirtschafts- und Militärpolitik beim Rosenmontagszug in Düsseldorf.
Foto: dpa/Roland Weihrauch
Ein Motivwagen zu Putin und seiner Wirtschafts- und Militärpolitik beim Rosenmontagszug in Düsseldorf.
Narren am Rhein nehmen islamistischen Terror, Putin und "Pegida" aufs Korn
Mehr als zwei Millionen meist kostümierte Narren haben am Montag die Rosenmontagszüge in Köln und Düsseldorf begleitet.

Bei Sonnenschein und kühlen Temperaturen nahmen die Jecken im närrischen Lindwurm in Düsseldorf den islamistischen Terror, den vom russischen Präsidenten Wladimir Putin geschürten Ukraine-Konflikt und die islamfeindlichen "Pegida"-Proteste aufs Korn.

Auch Papst Franziskus kam in Düsseldorf nicht ungeschoren davon. Eine Papstfigur schlug in vollem Ornat unter dem Motto "Nächstenhiebe" mit einem Stock auf den nackten Po des Vatikan ein und erklärte dazu: "Schlagen, aber mit Würde". Damit griff der Mottowagen die umstrittene Bemerkung Papstes über einen Vater auf, der Schläge als Erziehungsmaßnahme einsetzt.

Angela Merkel als Friedens-Taube auf eiskaltem Gipfel

In Köln jubelten am mit sieben Kilometer Länge größten Rosenmontagszug in Deutschland rund 1,2 Millionen oft bunt verkleidete Narren über einen Mottowagen, der trotz des umstrittenen Rückzugs eines "Charlie-Hebdo-Wagens" den mörderischen Anschlag auf das Satiremagazin in Paris von Anfang Januar thematisierte: Aus einem gerodeten Buntstift-Wald wuchs ein einziger kleiner bunter Stift mit der Aufschrift "Narrenfreiheit" heraus, der von einem Clown liebevoll gegossen wird. Davor liegt in den Spänen der Buntstifte der abgeschlagene Kopf eines Islamisten.

An der Stelle des Zuges, wo der ursprüngliche "Charlie-Hebdo-Wagen" fahren sollte, fuhr ein grauer Wagen ohne Aufbauten und närrische Bemalung mit. Der Schriftzug "Das ist was bleibt! Das freudeversprühende Grau!" sollte ein Zeichen dafür setzen, dass fanatische Islamisten nicht den Frohsinn des Karnevals verhindern. In Düsseldorf gab es drei Turbanträger die sich Mund, Ohren und Augen zu halten. Auf ihren Kopfbedeckungen hieß es "Terror...hat nichts... mit Religion zu tun."

Die Kölner Karnevalisten thematisierten zudem den russischen Präsidenten, der als Roboter-Panzer Tschetschenien, Moldawien, Georgien und die Ukraine überrollt, die in Richtung Europäische Union streben. Auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und der desolate Zustand ihrer Truppenausrüstung wurde zur Zielscheibe der Jecken. Die Ministerin saß auf einer Bundeswehr-Maschine, die nur noch mit Heftpflaster zusammengehalten wird. In Düsseldorf begegnete Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als Friedens-Taube auf eiskaltem Gipfel dem als Bombe im Ukraine-Krieg dargestellten Putin. Das Karnevalsmotto in der NRW-Landeshauptstadt hieß "Traumhaft Jeck" und in Köln "social jeck - kunterbunt vernetzt".

In Düsseldorf nahmen laut Veranstaltern rund eine Million Jecken am Rosenmontagszug teil. Die Narren hatten ihren berühmten Wagenbauer Jacques Tilly auch einen Mottowagen zum Thema Flüchtlinge bauen lassen. In der Mitte des Zugs zeigte er ein sinkendes Flüchtlingsboot, um Hilfe schreiende Menschen und ertrinkende Afrikaner. Der Text "Flüchtlingsgrab Mittelmeer. Das ist der wahre Untergang des Abendlandes" nahm Bezug auf die Parolen der islam- und fremdenfeindlichen "Pegida"-Bewegung. Die tauchte dann ganz am Ende des närrischen Lindwurms in Düsseldorf noch einmal auf: Als "Jack in the box" erlitt sie als Springteufel aus einer schwarz-rot-goldenen Schachtel eine Bauchlandung.