In Baden stehen Katholiken und Protestanten auf Augenhöhe

epd-bild/Stefan Arend
Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch (li.), und der badische evangelischn Landesbischof Ulrich Fischer (Karlsruhe) beim 2. Ökumenischen Kirchentag, Mai 2010 in München.
In Baden stehen Katholiken und Protestanten auf Augenhöhe
Wenn das Erzbistum Freiburg in der kommenden Woche zum 98. Katholikentag in Mannheim einlädt, macht ein längst zum geflügelten Wort gewordenes Zitat wieder die Runde: In Baden gehen die ökumenischen Uhren anders.
11.05.2012
epd
Ralf Schick

Den vor zehn Jahren erstmals vom badischen evangelischen Landesbischof Ulrich Fischer beim 175-jährigen Jubiläum der Erzdiözese Freiburg geäußerten Ausspruch nimmt auch der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch immer wieder auf, um die gemeinsamen Kooperationen und Projekte beider Kirchen im Südwesten zu untermauern. Mit knapp zwei Millionen Katholiken gehört das Erzbistum, das sich von der Kurpfalz bis zur Schweizer Grenze erstreckt, zu den großen der insgesamt 27 Diözesen in Deutschland. Doch in Baden begegnen sich Katholiken und Protestanten auf Augenhöhe, betonen Zollitsch und Fischer immer wieder. Wenngleich die Evangelischen in Baden mit knapp 1,3 Millionen deutlich weniger Gemeindeglieder zählen.

Auch Papst Benedikt XVI. bescheinigte bei seinem Besuch im vergangenen September in Freiburg den beiden christlichen Kirchen eine Vorreiterrolle in der Ökumene, als er diese in Baden als "ganz vorne" bezeichnete. Vor allem Mannheim, wo jeweils 100.000 evangelische und katholische Christen leben, hat dabei eine Art Vorreiterrolle, dort gibt es seit vielen Jahren das in Deutschland nach wie vor einzige ökumenische Bildungszentrum sanctclara. Dieses sei für die Ökumene "eine Kraftzentrale", sagt die badische Synodalpräsidentin Margit Fleckenstein.

Fragen der Moderne in der Stadt der Religionen

In Mannheim verdichteten sich Fragen der Moderne in besonderer Weise, etwa, was das Zusammenleben von Religionen, Kulturen und Nationen angeht, sagt Zollitsch. Die Stadt habe in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Menschen aufgenommen und erfolgreich integriert, betont der Erzbischof, der als donauschwäbischer Heimatvertriebener nach dem Zweiten Weltkrieg im kurpfälzischen Mannheim eine neue Heimat fand.

Mannheim wird von den örtlichen Kirchenrepräsentanten immer wieder als die Stadt der Religionen bezeichnet. Moschee, Minarett, Synagoge und die vielen Türme der christlichen Kirchen liegen alle nur einen Katzensprung voneinander entfernt. Alle zwei Jahre feiern die verschiedenen Kirchen die "Meile der Religionen" in der zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs. Für Erzbischof Zollitsch ist Mannheim "eine außergewöhnlich offene Gesellschaft, welche die Fähigkeit besitzt, verschiedene Gruppen zusammenzuführen."

Die Erzdiözese Freiburg liegt im Südwesten Deutschlands in Nachbarschaft zur Schweiz und zum Elsass und reicht vom Bodensee und dem Hochrhein im Süden über den Schwarzwald und die Oberrheinische Tiefebene bis in den Odenwald und an den Main im Norden. Das 1827 errichtete Erzbistum gehört zu den deutschen Bistümern, die in der nachnapoleonischen Zeit neu gebildet wurden, um Bistums- und Ländergrenzen in Übereinstimmung zu bringen.

Lange Tradition ökumenischer Zusammenarbeit in Baden

Die ökumenische Zusammenarbeit von Gemeinden verschiedener Konfessionen hat in Baden eine lange Tradition. Im Jahr 2004 unterzeichneten Fischer und Zollitsch die ökumenische Rahmenvereinbarung für Gemeindepartnerschaften. Sie knüpft an die Charta Oecumenica an, in der Leitlinien und Selbstverpflichtungen zur Zusammenarbeit der christlichen Kirchen in Europa festgelegt sind. Diese Vereinbarung ermöglicht, dass Gemeinden vor Ort ihre ökumenische Zusammenarbeit verbindlich gemeinsam festlegen.

Inzwischen sind rund 100 Rahmenvereinbarungen verabschiedet worden, meist zwischen evangelischen und katholischen Pfarr- und Kirchgemeinden, aber auch mit weiteren christlichen Gemeinden innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Seit rund zwanzig Jahren gibt es in Baden Gemeinden, in denen Christen aus anderen Ländern und Kontinenten ihre Gottesdienste feiern. Theologisch gibt es bei den "Gemeinden anderer Sprache und Herkunft" eine große Bandbreite von evangelischen Gemeinden über orthodoxe bis zu pfingstlich-charismatischen Gemeinden.

Internet: www.erzbistum-freiburg.de/