Homo-Ehe im Pfarrhaus spaltet sächsische Protestanten

Homo-Ehe im Pfarrhaus spaltet sächsische Protestanten
Zwei Monate nach dem Synoden-Beschluss zur Öffnung der sächsischen Pfarrhäuser für homosexuelle Paare wenden sich evangelikale Protestanten von der Landeskirche ab.

In einem am Freitag in Dresden verbreiteten Papier fordert das konservative "Evangelisationsteam", eine Missionsgruppe aus dem sächsischen Waldenburg, die Gründung einer eigenen Synode. Der Streit über die Öffnung von Pfarrhäusern für lesbische und schwule Paare erreicht damit eine neue Eskalationsstufe.

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"Den Landesbischof, die Kirchenleitung und die Landessynode erkennen wir nicht mehr als geistliche Leitung unserer Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens an", heißt es in der Erklärung. Unterzeichnet ist das Papier von acht Mitgliedern der Gruppe. Zu ihnen zählt der pensionierte Pfarrer Theo Lehmann aus Chemnitz und der Jugendevangelist Lutz Scheufler (Waldenburg), der in Teilzeit im Landesjugendpfarramt beschäftigt ist.

Die sächsische Synode hatte im April die Öffnung der Pfarrhäuser für schwule und lesbische Paare in "Einzelfällen" zugelassen. Landesbischof Jochen Bohl betonte auf der Frühjahrstagung, er sehe die Einheit seiner Landeskirche nicht gefährdet. Eine Ablehnung der Öffnung könne nicht mit biblischen Texten begründet werden.

"Dienstrecht wird nicht in der Bibel geregelt"

Der Sprecher der sächsischen Landeskirche, Matthias Oelke, unterstrich am Freitag in Dresden auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd), er kenne "keine Stelle in der Bibel, wo das Dienstrecht von Pfarrern geregelt wird". Der Vorstoß des Evangelisationsteams sei dem "Thema völlig unangemessen". Oelke bedauerte, dass damit ein Dialog aufgekündigt werde. Offenbar "fällt es Einzelnen schwer, andere Meinungen zu akzeptieren". Über disziplinarische Maßnahmen sei noch nicht entschieden, hieß es weiter.  

Den von der sächsischen Landessynode angeregten Gesprächsprozess zur Homo-Ehe in Pfarrhäusern lehnt das Evangelisationsteam ab. Die Unterzeichner des Papiers wollten auch nicht die Landeskirche verlassen, sondern eine größere Protestbewegung anstoßen, hieß es.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte 2010 eine Öffnung der Dienstwohnungen für eingetragene homosexuelle Lebenspartnerschaften grundsätzlich zugelassen. In mehreren der insgesamt 22 Landeskirchen ist das Zusammenleben der Partner bereits möglich. Für Sachsen tritt das EKD-Gesetz am 1. Juli in Kraft. Zur sächsischen Landeskirche gehören derzeit knapp 764.000 Protestanten.