Islamwissenschaftler: Muslime müssen sich offiziell von Salafisten distanzieren

Islamwissenschaftler: Muslime müssen sich offiziell von Salafisten distanzieren
Der Islamwissenschaftler Ralph Ghadban hat von den islamischen Verbänden eine deutliche Distanzierung vom Salafismus gefordert.
21.06.2012
epd
Barbara Schneider

Bei ihrem Treffen mit Vertretern des Koordinationsrats der Muslime am Donnerstag müsse die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auf eine offizielle Stellungnahme des muslimischen Dachverbandes dringen, sagte Ghadban in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Haltung des Koordinationsrates im Blick auf die Salafisten ist fragwürdig." 

Bei dem Treffen in der Merkez-Moschee in Duisburg zwischen EKD und Koordinationsrat soll die Zukunft des gemeinsamen Dialoges geklärt werden. Die EKD-Delegation wird vom Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider angeführt, seitens der Muslime wird unter anderen der Sprecher des Koordinationsrates Ali Kizilkaya teilnehmen. Zuletzt gab es einen Austausch zwischen EKD und Islamverbänden im Oktober 2008. Dem Koordinationsrat gehören die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), der Islamrat, der Verband der Islamischen Kulturzentren und der Zentralrat der Muslime an.

Anerkennung durch die Islamkonferenz

"Die EKD muss von den Muslimen einfordern, dass sie die theologischen Probleme in ihrer Religion klären", sagte Ghadban. So werde die Frage der Gewaltanwendung und die radikale Koranauslegung innerhalb des Koordinationsrates ausgeklammert. Darüber hinaus kritisierte Ghadban einen fehlenden Respekt der Muslime vor anderen Religionen. "Christen werden als potenzielle Muslime gesehen", sagte der Dozent an der Evangelischen Fachhochschule in Berlin.

Ghadban kritisierte, dass seit der im Jahr 2006 veröffentlichten EKD-Handreichung "Klarheit und gute Nachbarschaft" keine Bewegung mehr in dem Dialog zwischen evangelischer Kirche und Muslimen sei. An den strittigen Positionen habe sich seither nichts geändert, betonte der Islamwissenschaftler. Bei den Muslimen sei es zu keinem Einlenken gekommen. Als Grund führte er ein mangelndes Interesse des Koordinierungsrates an.

"Früher war die EKD ein Türöffner, der den Einzug der Muslime in der Gesellschaft erleichterte", sagte Ghadban, der Mitglied in der ersten Islamkonferenz war. Inzwischen hätten die muslimischen Verbände jedoch durch die Islamkonferenz eine gewisse Anerkennung erreicht. "Das ist das, was die Verbände wollen", fügte Ghadban hinzu. Die EKD könne in diesem Zusammenhang kaum mehr etwas anbieten.