Rheinische Kirche zieht Konsequenzen aus Finanzaffäre

Rheinische Kirche zieht Konsequenzen aus Finanzaffäre
Die Evangelische Kirche im Rheinland zieht Konsequenzen aus dem Finanzdebakel bei ihrem Dienstleistungsunternehmen bbz. Die Landessynode brachte am Dienstag in Bad Neuenahr einstimmig ein Maßnahmenbündel auf den Weg, das Kontrollen verbessern und finanzielle Risiken minimieren soll. Auf der Synode wurde zudem eine Orientierungshilfe ausgegeben, die das gleichberechtigte Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderungen in den Gemeinden und Kirchenkreisen fördern soll.

Beteiligungen der Kirche an wirtschaftlichen Unternehmen sollen nach dem Willen des Kirchenparlaments überprüft und die Richtlinien für Geldanlagen überarbeitet werden. Mitglieder in Vorständen, Aufsichtsgremien und Vereinen sollen besser qualifiziert werden. Erwogen wird auch, das Finanzdezernat im Düsseldorfer Landeskirchenamt zu stärken. Schließlich soll über eine Änderung der Kirchenordnung nachgedacht werden, die das Verhältnis der Leitungsorgane neu justieren könnte.

Die Analysen und Vorschläge sollen in den kommenden Monaten beraten werden, gesteuert durch einen Projektauschuss. Konkrete Beschlüsse will die Landessynode, das oberste Entscheidungsorgan der rheinischen Kirche, dann Anfang 2014 fassen. Sie folgte mit ihrem Beschluss weitgehend den Vorschlägen einer Expertenkommission unter Vorsitz des SPD-Politikers Reinhard Höppner.

Die zweitgrößte Landeskirche in Deutschland hatte seit 2010 insgesamt 21,6 Millionen Euro in das Beihilfe- und Bezüge-Zentrum (bbz GmbH) in Bad Dürkheim gesteckt, um das Unternehmen vor der Pleite zu retten. Es war durch jahrelange Verluste und mutmaßlichen Betrug in Finanznöte geraten.

Weniger Kirchenmitglieder

Die Evangelische Kirche im Rheinland verliert weiterhin pro Jahr knapp ein Prozent ihrer Mitglieder. Hauptgrund ist die allgemeine Bevölkerungsentwicklung, wie aus den am Rande der Landessynode  verbreiteten jüngsten Statistiken hervorgeht: Es werden deutlich mehr Menschen beerdigt als getauft. Die Mitgliederzahl sank 2011 gegenüber dem Vorjahr insgesamt um rund 26.000. Mit 2,77 Millionen Mitgliedern in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen bleibt die rheinische Kirche die zweitgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland.

###mehr-artikel###Zum Synoden-Schwerpunktthema Inklusion sagte Oberkirchenrat Klaus Eberl, dies sei ein Schlüsselthema für die Kirche. Die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention in der rheinischen Kirche biete die Chance, Gemeinden zu verändern und für andere Gruppen von Benachteiligten zu öffnen.

Die Behinderten-Expertin Theresia Degener sieht die kirchliche Behindertenarbeit in den kommenden Jahren vor grundlegenden Änderungen. Die in der UN-Konvention geforderte Abschaffung gesonderter Einrichtungen für Behinderte treffe vor allem kirchliche Träger, die derzeit "die größten Betreiber dieser Sonderwelten" seien, sagte die Verwaltungsrechtsprofessorin vor den rund 260 Synodalen. Künftig werde es für Komplexeinrichtungen keine staatlichen Gelder mehr geben.

Die Synode tagt noch bis Samstag. Höhepunkt ist die Präses-Wahl am Donnerstag: Amtsinhaber Nikolaus Schneider geht nach zehnjähriger Amtszeit in den Ruhestand. Um seine Nachfolge bewerben sich die Kirchenleitungsmitglieder Vizepräses Petra Bosse-Huber und Oberkirchenrat Manfred Rekowski sowie Kirchentags-Generalsekretärin Ellen Ueberschär.