Der laute Ruf der Kirchen nach Frieden und Gerechtigkeit

Die größte Ostermesse weltweit feierte Papst Franziskus mit 250.000 Besuchern in Rom.
Foto: dpa/Ettore Ferrari
Die größte Ostermesse weltweit feierte Papst Franziskus mit 250.000 Besuchern in Rom - von denen einige ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, auch in der Weltsprache Esperanto die allumfassende Friedensbotschaft zu hören.
Der laute Ruf der Kirchen nach Frieden und Gerechtigkeit
Die Kirchen haben an Ostern eine sozial gerechtere Wirtschafts- und Finanzpolitik gefordert und sprachen sich weltweit für den Frieden aus. Besonders deutliche Worte richteten sich gegen "ökonomische und ökologische Sackgassen" und gegen die Kriege und Konflikte in Mali, Syrien und Nordkorea.

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus  Dröge, rief zu einer sozialeren Wirtschafts- und Finanzpolitik in Europa auf. Zwar werde die Krise weiter andauern und Sparprogramme erfordern, sagte er in der Berliner Marienkirche. Dabei dürften jedoch die sozialen Fragen nicht ausgeklammert werden. Die Stärkeren müssten die Schwächeren unterstützen, "aber nicht, ohne gerechte Steuer- und Finanzordnungen durchzusetzen."

Auch Sachsens Landesbischof Jochen Bohl warnte mit Blick auf die Finanzkrise in Europa vor Resignation und forderte eine Wiederbelebung des europäischen Gedankens. "Es wird nicht gut, wenn die Europäische Union zu einer Versammlung der Enttäuschten verkommt, in der man sich misstrauisch vorrechnet, was wer wem schuldet."

Der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer rief in Karlsruhe dazu auf, Aufbrüche aus "ökonomischen und ökologischen Sackgassen" zu wagen. Es gehe darum, neue Perspektiven für das Leben zu finden, "wo wir nur Zerstörung oder Niedergang sehen", etwa in der Atomkatastrophe von Fukushima oder in der Finanzkrise.

Mit Mitgefühl am gemeinsamen Frieden arbeiten

Neben der Krise der Finanzmärkte waren in vielen Osterpredigten gewaltsame Konflikte und Krisenregionen wie Syrien ein Thema. An die Auferstehung Jesu Christi zu glauben heiße, vorbehaltlos gegen Gewalt aufzustehen, sagte Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs. Skandalös sei, dass viele Menschen im Bürgerkrieg in Syrien durch chemische Waffen stürben oder in Somalia verhungerten. Ostern bedeute auch, sensibel zu werden für Schmerz, und sei ein "Aufstehen gegen Tod, Intoleranz und Menschenverachtung".

###mehr-artikel###

Für mehr Mitgefühl und Mitmenschlichkeit als Konsequenz aus der Osterbotschaft sprachen sich auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister und der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Renke Brahms, aus. Der Tod habe nicht das letzte Wort, deshalb protestieren in diesen Tagen auch Tausende bei Ostermärschen gegen Krieg und Waffen, sagte Brahms. Meister rief die Christen auf, Not, Ungerechtigkeit und Grausamkeit auch emotional wahrzunehmen und sich nicht abzuschotten, und betonte, wie wichtig Mitgefühl ist: "Wir müssen das Brot, das wir essen, teilen."

In Rom bat auch Papst Franziskus in seiner Osterbotschaft um Frieden. In deutlichen Worten prangerte der Papst bei seinem ersten Osterfest als Pontifex das Blutvergießen in Kriegs- und Konfliktgebieten wie Syrien, Mali oder dem Nahen Osten an. Die Welt sei verwundet von Egoismus und Gier nach schnellem Profit, die den Frieden, das menschliche Leben und die Familie bedrohten, sagte Franziskus. Er verlangte Weltfrieden und einen neuen Geist der Versöhnung und der Harmonie mit der Schöpfung. Ausdrücklich geißelte er auch den Konflikt auf der koreanischen Halbinsel, wo Nordkorea mit Kriegsrhetorik die Welt herausfordert.

"Weitergeben, wie es möglich ist"

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, setzte sich im Deutschlandfunk dafür ein, dass Vermögende mehr Geld für gesellschaftliche Aufgaben abgeben. Der Freiburger Erzbischof sagte, er halte die Forderung für berechtigt, "dass der, der Vermögen hat, sich beteiligt in der Sorge für die, die weniger haben". Das verlangten die Solidarität und der christliche Glaube. Wer nicht "weitergeben will, wie es möglich ist", der verstoße gegen die christlichen Grundsätze. In seiner Osterpredigt am Sonntag im Freiburger Münster rief Zollitsch zu einem veränderten Lebensstil und verantwortungsvollem Umgang mit Mensch und Umwelt auf.

Kardinal Reinhard Marx betonte, der Schlüssel zur Lösung drängender sozialer und wirtschaftlicher Probleme liege in einer christlichen Glaubenshaltung. Die eigentliche Krise heute sei "eine falsche Kultur des Begehrens". Mit Ostern, der Hoffnung auf neues unzerstörbares Leben, komme das menschliche Begehren zur Ruhe, sagte Marx im Münchner Dom.

Serbischer Metropolit betet für die Auflösung der Nato

Frieden war auch die beherrschende Bitte in der Osterbotschaft der Kirchenoberhäupter von Jerusalem. "Betet vor allem mit uns für die Situation in Syrien, im Libanon, in Palästina und Israel, in Ägypten, im Irak und überall, wo es politische Unruhen gibt", hieß es. Tausende Christen aus aller Welt feierten im Heiligen Land Ostern. In der Grabeskirche in Jerusalem leitete der lateinische Patriarch Fuad Twal das Gebet und die anschließende Prozession. Die Kirche, die heiligste Stätte der Christen, steht laut Überlieferung am Ort der Kreuzigung und Wiederauferstehung von Jesus Christus.

Einen Kontrapunkt setzte der bekannteste serbisch-orthodoxe Bischof Amfilohije, der EU und Nato scharf angriff und ihnen anhand des Kosovo-Krieges 1999 einen "Eroberungstrieb" vowarf, " wie wir ihn von den Kreuzzügen und den habsburgischen und faschistischen Märschen kennen". Belgrader Zeitungen bericheten außerdem, der Metropolit habe Gott angerufen, damit die Nato aufgelöst werde.