Evangelische Kirche und Weltkirchenrat beten für entführte syrische Bischöfe

Evangelische Kirche und Weltkirchenrat beten für entführte syrische Bischöfe
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat zum Gebet für die entführten syrischen Bischöfe aufgerufen. Die Gruppe der Protestanten in der Union nannte die Entführung ein weiteres Beispiel für menschenverachtende Barbarei in dem bürgerkriegsgeplagten Land.

 "Mord und Entführung sind kein politisches Mittel", erklärte am Donnerstag der EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte. Der Verbleib des griechisch-orthodoxen und des syrisch-orthodoxen Metropoliten von Aleppo ist weiter unklar. Berichte über die Freilassung von Bulos al Jasidschi und Gregorios Juhanna Ibrahim hatten sich nicht bestätigt. Ebenso wie Schindehütte verlangte der Evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU (EAK) die unverzügliche Freilassung der Geistlichen.

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"Mit großer Betroffenheit hörten wir gestern von beiden Patriarchen und auch aus der Diözese Aleppo, dass beide Bischöfe weiterhin in der Gewalt der Entführer sind", erklärte Schindehütte, der sich zurzeit in Wien aufhält. Der EKD-Auslandsbischof rief alle Konfliktparteien auf, zu einer politischen Lösung des Bürgerkrieges beizutragen. "Unsere Gebete und Fürbitten gelten unseren Glaubensgeschwistern in Syrien und allen Menschen, die dort leiden, Christen wie Muslimen gleichermaßen."

Gregorios Juhanna Ibrahim sei durch seine langjährige Mitarbeit im Weltkirchenrat bekannt, so Schindehütte weiter: "Gregorios stand mit uns in regelmäßigem Austausch über die Situation in Syrien". Nachdem die beiden Kirchenführer auf der Rückkehr aus dem türkischen Gebiet ihrer Diözese von unbekannten Entführern verschleppt worden waren und mehrere Quellen am Dienstag die Freilassung der Kirchenvertreter gemeldet hatten, habe die Diözese von Aleppo der EKD am Mittwoch mitgeteilt, dass sich beide Bischöfe weiterhin in der Gewalt der Entführer befänden. Dies hätten der syrisch-orthodoxe und der griechisch-orthodoxe Patriarch in einem am Donnerstag verbreiteten Aufruf bestätigt, teilte die EKD weiter mit.

Der EAK-Vorsitzende Thomas Rachel (CDU) sagte, die Entführung der Bischöfe sei "ein weiteres Beispiel für die menschenverachtende Barbarei in Syrien". Letzte Reste der Zivilgesellschaft drohten zwischen den Truppen des Assad-Regimes und islamistisch-terroristischen Fanatikern aufgerieben zu werden, sagte er.

Besondere Fürbitte für die Entführten

Der Weltkirchenrat hielt am Donnerstag eine besondere Fürbitte für die entführten Bischöfe ab. Der Gottesdienst fand in der Kapelle des Ökumenischen Zentrums in Genf statt, teilte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) mit, der weltweit mehr als 500 Millionen Christen repräsentiert. In die Gebete wurde auch der bei der Entführung ums Leben gekommene Fahrer der beiden Geistlichen einbezogen. Bei diesem handelt es sich den Angaben zufolge um einen Diakon der syrisch-orthodoxen Kirche. Der Gottesdienst wurde von rumänischen und russischen orthodoxen Priestern geleitet. Dabei wurde zur Freilassung von allen Menschen aufgerufen, die in Syrien und anderen Regionen der Welt zu Unrecht gefangen gehalten werden.

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden in dem seit mehr als zwei Jahren andauernden blutigen Konflikt zwischen der Regierung von Präsident Baschar al-Assad und der bewaffneten Opposition bislang etwa 70.000 Menschen getötet. Mehr als eine Million Menschen flohen aus ihrer Heimat.

Die syrische Bevölkerung ist religiös sehr vielfältig: Christen machen etwa zehn Prozent aus. Die Mehrheit der 23 Millionen Syrier sind sunnitische Muslime. Doch die Regierung wird von Alawiten und Christen dominiert. In den vergangenen Monaten gehen radikale Islamisten zunehmend gegen Christen und Alawiten vor.