Kommission soll antisemitische Vorfälle im Priesterseminar klären

Kommission soll antisemitische Vorfälle im Priesterseminar klären
Nach antisemitischen Zwischenfällen im Würzburger Priesterseminar soll nun eine externe Kommission die Vorwürfe prüfen.

Nach den antisemitischen Vorfällen im Würzburger Priesterseminar soll nun eine externe Kommission die Vorwürfe prüfen. Wie der Würzburger katholische Bischof Friedhelm Hofmann am Freitag erklärte, soll die Kommission nach der detaillierten Prüfung der Anschuldigungen den Bischöfen in Bamberg und Würzburg berichten. Diese würden "gegebenenfalls Konsequenzen ziehen", hieß es. Der Kommission werden Norbert Baumann, Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht Bamberg, und mindestens jeweils eine Persönlichkeit aus den Bereichen des Bistums Würzburg und des Erzbistums Bamberg angehören, wie ein Bistumssprecher auf epd-Anfrage sagte.

Der Bischof hatte laut Mitteilung des Bistums den Generalvikar, einige Seminaristen und die Leitung des Priesterseminars am Donnerstag zu einem "weiteren klärenden Gespräch" ins Bischofshaus eingeladen. Der Würzburger Bischof betonte in seiner Erklärung, dass "Pauschalvorwürfe gegen das Priesterseminar abwegig sind", bislang hätten nur einzelne der erhobenen Vorwürfe verifiziert werden können. So sei zum Beispiel eingeräumt worden, dass ein judenfeindlicher Witz erzählt wurde. "Dies ist nicht entschuldbar", betonte der Würzburger Bischof.

"Das erschüttert mein Vertrauen in die deutsche Gesellschaft insgesamt"

Den Anschuldigungen zufolge sollen einige der derzeit 18 Seminaristen sich judenfeindliche Witze erzählt, nach dem gemeinsamen Abendessen nach einem "Neger" zum Abräumen gerufen und Musik der umstrittenen Band "Frei.Wild" gehört haben, der man rechte Tendenzen nachsagt. Nicht bestätigen ließen sich dem Priesterseminarleiter, Regens Herbert Baumann, zufolge bislang Vorwürfe, dass Seminaristen am 20. April im Bierkeller des Seminars Hitlers Geburtstag gefeiert und den Hitlergruß gezeigt hätten. Baumann hatte angekündigt, dass eine Selbstverpflichtungserklärung erarbeitet werden soll, in der "ein positives Verhältnis zum Judentum" festgeschrieben werde.

Derzeit werde ein neuer Haussprecher gewählt, hieß es weiter. Dieser hat den Vorsitz in der studentischen Hausversammlung und ist Sprecher der Studenten gegenüber der Hausleitung. Der Regens wollte sich auf epd-Anfrage nicht dazu äußern, ob es einen Zusammenhang zwischen der Neuwahl und dem Bekanntwerden der Vorwürfe gibt. Bereits vor einigen Tagen hatte Regens Baumann erklärt, dass es "heftige Auseinandersetzungen" im Seminar und sogar eine Spaltung unter den Seminaristen gebe.

Der in Würzburg lebende Josef Schuster, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und Vize-Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, hatte sich bereits am Mittwoch kurz nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe "sprachlos" gezeigt. "Das erschüttert mein Vertrauen in die deutsche Gesellschaft insgesamt", sagte er. Allein der Gedanke, dass katholische Priester mit rechtsgerichtetem Gedankengut Gottesdienste halten oder in den Schulen Religionsunterrichten geben könnten, sei für ihn unvorstellbar. "Ich will und kann der Kirchenleitung keine Ratschläge geben", sagt Schuster. Sollten die Vorwürfe aber zutreffen, seien die Betroffenen "nicht für das Priesteramt geeignet".