Diskriminierung an Schulen und im Beruf verbreitet

Diskriminierung an Schulen und im Beruf verbreitet
Grüne sprechen von "Armutszeugnis für Gesellschaft"
In Deutschland hat jeder vierte Jugendliche ausländischer Herkunft in der Schule oder Universität bereits Diskriminierung erfahren.

Auch Behinderte und homosexuelle Schüler klagten über Benachteiligung und Beleidigungen, teilte die Antidiskriminierungsstelle des Bundes in ihrem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Bericht an den Deutschen Bundestag mit. Auch im Arbeitsleben und beim Zugang zur Arbeit sei Diskriminierung weit verbreitet. Die Antidiskriminierungsstelle forderte deshalb mehr unabhängige Beratungs- und Beschwerdestellen für Schulen, Hochschulen und Betriebe. Grüne und SPD verlangten mehr gesellschaftlichen Einsatz im Kampf gegen Diskriminierung.

###mehr-artikel###Die Ausgrenzung wirke sich negativ auf die Bildungserfolge, die Leistungen und Motivation der Betroffenen aus, heißt es in dem Bericht. Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, mahnte, dass Deutschland es sich langfristig nicht leisten könnte, ganze Gruppen von Schülern am Bildungserfolg nicht chancengerecht teilhaben zu lassen: "Gerade im Hinblick auf die demografische Entwicklung braucht Deutschland jeden qualifizierten Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung, Geschlecht, Behinderung, aber auch sozialer Herkunft."

Rechtsschutz für Betroffene stärken

Die Spitzenkandidatin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, bezeichnete die Untersuchungsergebnisse als "ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft, die modern und offen sein will". Sie forderte in einer Stellungnahme eine Reform des Allgemeinen Gleichstellungsgesetzes, bei dem der "Rechtsschutz für Betroffene gestärkt und ein echtes Verbandsklagerecht eingeführt" werde. Außerdem betonte Göring-Eckardt die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen und politischen Debatte über Diskriminierung.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), erklärte, dass der Ausbau einer echten Willkommenskultur die beste Prävention gegen jegliche Form von Diskriminierung in der Gesellschaft sei. Jeder Einzelne sei gefordert, sich gegen Diskriminierung einzusetzen. Außerdem sieht Böhmer die Länder in der Pflicht, Schulen mit hohem Migrantenanteil intensiver zu unterstützen. "Zudem müssen die Lehrkräfte in der Aus- und Fortbildung verstärkt auf die wachsende Heterogenität in den Klassen vorbereitet werden", sagte Böhmer weiter.

SPD beklagt Stillstand

Dagegen warf Yasemin Karakasoglu, Mitglied im Kompetenzteam von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, der Bundesregierung vor, Stillstand statt verantwortlicher Politik zu betreiben: "Die schwarz-gelbe Bundesregierung duckt sich weg und schiebt die alleinige Verantwortung den Ländern zu", erklärte Karakasoglu. Sie forderte einen Ausbau der Ganztagsschulen, um die "Praxis der frühen Segregation" zu beenden, die die Ungleichheit nur festige.

Im Arbeitsleben kommt es laut dem Bericht häufig zu Benachteiligungen aufgrund des Geschlechtes, des Alters, der Herkunft oder wegen einer Behinderung. Auch die Nicht-Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen sehen viele Befragte als Benachteiligung auf dem Weg in eine adäquate Beschäftigung.