Evangelische Gemeinden in Frankfurt nehmen Lampedusa-Flüchtlinge auf

Evangelische Gemeinden in Frankfurt nehmen Lampedusa-Flüchtlinge auf
22 afrikanische Flüchtlinge haben in einer evangelischen Frankfurter Kirchengemeinde Obdach gefunden. Die jungen Männer seien am Sonntagabend in der Kirche der Gemeinde Cantate Domino untergekommen, sagte Pfarrerin Sabine Fröhlich am Montag (4. November) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine dauerhafte Lösung werde gesucht.

Die Afrikaner hätten die Flucht über das Mittelmeer auf die italienische Insel Lampedusa geschafft und seit mehreren Wochen unter der Frankfurter Untermainbrücke campiert. Tagsüber hätten sie Flaschen gesammelt oder verschiedene Dinge verkauft, um sich etwas zu Essen besorgen zu können, fügte Pfarrer Ulrich Schaffert von der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde hinzu.

###mehr-artikel### Aufmerksam geworden waren die evangelischen Gemeinden durch Ola Oluokon, einen Nigerianer, der seit 13 Jahren in Deutschland lebt. Er hatte einen der Flüchtlinge nach einem Gottesdienst in der "Christian Church of God" in Frankfurt kennengelernt und vom Schicksal der Männer erfahren.

Gemeinsam mit zwei Freunden habe er wochenlang versucht, Hilfe für die Flüchtlinge zu organisieren, sei aber überall abgewiesen worden, sagte Oluokon. Weder die beiden kirchlichen Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie noch die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl hätten ihm sagen können, wo die Männer untergebracht werden können. "Was die Gemeinden jetzt gemacht haben, ist großartig", sagte Oluokon.

Spontane Entscheidung nach dem Gottesdienst

Vor drei Wochen habe er erstmals der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde einen Besuch abgestattet und erzählt, dass Flüchtlinge in Frankfurt unter Brücken campieren, berichtete der Nigerianer. Als die fünf Gemeinden Cantate Domino, Dietrich-Bonhoeffer, Thomas- und Riedberggemeinde sowie die Evangelisch-lutherische Gemeinde Niederursel am Sonntag einen gemeinsam Gottesdienst feierten und er dort abermals Gelegenheit bekam, von dem Schicksal der obdachlosen Menschen zu erzählen, sei alles sehr schnell gegangen.

 "Das war ganz spontan", sagte Fröhlich. "Wir haben entschieden, dass wir die Menschen hierher in die Kirche holen." Innerhalb von drei Stunden wurde alles organisiert, was die Menschen brauchen: Decken und Schlafsäcke, Matratzen und ein warmes Abendessen. Fröhlich geht davon aus, dass die jungen Männer aktuell nicht von Abschiebung bedroht sind. Wie es weitergeht, sei allerdings unklar. "Erst einmal haben sie hier ein Quartier für die nächsten Tage", sagte die Pfarrerin.