Unsere "Noah"-Filmkritik

Russell Crowe als Noah
Foto: dpa/Niko Tavernise
Russell Crowe als Noah
Unsere "Noah"-Filmkritik
Es ist viel Hollywood in "Noah": Der Film von Darren Aronofsky basiert zwar auf der biblischen Geschichte vom Bau der Arche, doch mit der Vorlage wurde recht kreativ verfahren. Seit Donnerstag ist der US-amerikanische Streifen in den deutschen Kinos. Die evangelisch.de-Redaktion war da. Hier steht, wie es uns gefallen hat.
04.04.2014
evangelisch.de
Redakteurinnen und Redakteuren von evangelisch.de

Warum man Noah sehen sollte:

Wer sich für effektvolles Actionkino interessiert, ist in "Noah" gut aufgehoben. Darren Aronofskys Streifen bietet eine überzeugende Mischung aus Ben Hur, Titanic und Klingonien. Der Film ist handwerklich gut gemacht, erzählt eine anregende Story und verzichtet sogar auf die Gut-Böse-Klischees, von denen das Hollywoodkino oft geprägt ist. Anschauen schadet nicht. (Bernd Buchner, Redakteur)

Im Alten Testament steht, Noah soll eine Kiste bauen. Genau das passiert auch im Film. Wer die biblische Geschichte über Noah nicht kennt und lediglich einen kurzweiligen Filmabend mit Happy End im Kino verbringen will, dem sei dieses Bibel-Epos als Fantasyfilm empfohlen. (Markus Bechtold, Redakteur)

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Russell Crowe überzeugt als ein mit Gott ringender Noah. Der Blätterschuhe tragende Veganer ist konsequent in seinem Glauben, manisch, nahe dem Lagerkoller, und doch am Ende ein liebender Übervater. Seine Anabolika lassen ihn auch als alten Mann im Weinrausch mit 950 Jahren noch recht knackig aussehen. Im Gegensatz zu Anthony Hopkins, der als greiser Methuselah auf der Suche nach der magischen Beere absolut sehenswert ist. Die in 3D animierte süße Taube, die über die bildgewaltige Landschaft segelt, hätte ich gerne als Merchandise gekauft. Gab's aber nicht, dafür ein Noah-Popkorn-Cola-Paket für knappe 10 Euro: Mitnehmen, denn der Film ist Popcorn tauglich! (Anika Kempf, Fotoredaktion)

Hier wird einmal das, was sonst oft nicht zur Sprache kommt, in den dunkelsten Farben ausgemalt: Die Reaktion der Menschen, die nicht auf die Arche dürfen - von Wut und Trauer über Hass und Gewalt bis hin zur Verzweiflung. (Claudius Grigat, Freier Redakteur)

"Noah" ist gute Unterhaltung, die den Zuschauer auch mehr als zwei Stunden im Kinosessel hält. Noah und sein Gegenspieler Tubal-Kain stellen immer wieder die Frage: Warum tue ich das, was ich tue? Mache ich mich selbst zum Maßstab meines eigenen Handelns, und ist das richtig? "Noah" legt diese Frage offen, so dass man selbst darüber nachdenken möchte, welche Maßstäbe man selbst anlegt. Und hinterher hat man Hunger auf Beeren. (Hanno Terbuyken, Portalleiter)

Bilder wirken anders als Worte. Noah in seinem Hadern zu sehen berührt anders und vielleicht auch tiefer, als lediglich den Text zu lesen. Das kann man dann ja immer noch tun, um heraus zu finden, wie mit der Vorlage umgegangen wurde. Filmisch kreativ gelöst ist beispielsweise die Frage, wie die Arche gebaut werden konnte und warum alle Tiere alle genug Futter hatten. (Sarah Salin, Freie Redakteurin)

"Noah" macht durch viele Bilder, Szenen und Dialoge deutlich, dass es eben nicht einfach gute und schlechte Menschen gibt, sondern, dass Gut und Böse in jedem Menschen stecken. Selbst Noah selbst wird im Laufe des Films vom Gutmenschen zum Übermenschen. In der Arche ist die ganze Menschheit versammelt mit all der Liebe und der Angst, der Überheblichkeit und der Sehnsucht. (Pastor Frank Muchlinsky)

Die evangelisch.de Redaktion im Kino.

Warum man Noah nicht sehen sollte:

Noah heißt auf Deutsch "Ruhe". Davon bleibt in dem Film nichts übrig. Das Geschrei, Geballer und Gemetzel klingelt dermaßen in den Ohren, dass sich die Ruhe nach dem Sturm nicht recht genießen lässt. Höchst ärgerlich auch, dass eine ganz andere Noahgeschichte erzählt wird als in der Bibel. Aronofsky macht den Erbauer der Arche zu einem Öko-Fundamentalisten, der die Menschheit nicht retten, sondern auslöschen will. Das ist voll daneben. (Bernd Buchner, Redakteur)

Eine konventionelle Mischung aus "Herr der Ringe", "Titanic" und "Hornbach"-Reklame. Keine eigene Idee, keine spezielle Ästhetik. Dazu transportiert er vollkommen unironisch ein vorsteinzeitliches Geschlechter-Rollenverständnis. Es fällt doch tatsächlich der Satz: "Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss!" Heimwerker-Romantik pur! (Claudius Grigat, Freier Redakteur)

Aus der biblischen Katastrophe einen Fantasyfilm zu machen, ist Geschmackssache. Mein Geschmack ist es in diesem Fall nicht. Leider wurde nicht textgetreu verfilmt: Noah, der Held der Sintflut, hätte unter anderem mit den Frauen seiner Söhne in die Arche gehen sollen. Im Film passiert das nicht: So, dass am Schluss die Frage offen bleibt, mit wem sich die Söhne eigentlich fruchtbar mehren sollen, um die menschenleere Erde mit Nachkommen neu zu füllen? (Markus Bechtold, Redakteur)

Bombast! Kampf! Echte Männer! Versteinerte Wächterengel! Methusalem mit Flammenschwert! Es ist viel Hollywood in Noah. Frei erfunden ist zwar wenig, aber gerade Noahs Fanatismus, im Einklang mit Gott die Menschheit vernichten zu müssen, wirkt dann doch ziemlich konstruiert. (Hanno Terbuyken, Portalleiter)

Der Film dauert 138 Minuten - und die ganze Zeit ist Drama. Natürlich ist die Geschichte gewaltig. Aber wozu dann noch Extra-Drama-Elemente für den Film aufbauschen, wie zum Beispiel den inneren Kampf von Noah, ob er seine beiden Enkeltöchter direkt nach der Geburt eigenhändig töten soll, oder nicht? (Sarah Salin, Freie Redakteurin)

Der Film endet mit einem in die Länge gezogenen Familiendrama und manch einer wird den Kinosaal eingerostet bei Patti Smith´s kitschigem "Mercy Is" Geschmetter verlassen. (Anika Kempf, Fotoredaktion)

Der Umgang mit der biblischen Schöpfungsgeschichte ist ärgerlich. Noah erzählt im Film seiner Familie, wie Gott die Welt erschuf und verschweigt dabei die Schöpfung des Menschen und den Herrschaftsauftrag, den Gott den Menschen gibt. Dieser Teil wird im Film lediglich von Tubal-Kain, dem gewissenlosen Gegner Noahs, erzählt. So wirkt es, als ob dieser Teil eben nicht zur Geschichte dazugehörte. Außerdem werden Adam und Eva als merkwürdige Leuchtgestalten dargestellt, die anscheinend erst nach dem sogenannten Sündenfall Materie annehmen. Insgesamt trägt der Film leicht gnostische Züge, wenn man sich die gefallenen Engel anschaut, die mit Materie besudelt sind, und deren Erlösung darin liegt, diese Materie wieder loszuwerden. (Pastor Frank Muchlinsky)

Passend zum Kinostart von "Noah" hat sich auch evangelisch.de mit der filmischen Umsetzung der Thematik beschäftigt...