Ausschreitungen an der Copacabana nach Tod eines Slum-Bewohners

Ausschreitungen an der Copacabana nach Tod eines Slum-Bewohners
Nach dem Tod eines jungen Mannes in einem Armenviertel in Rio de Janeiro haben sich Bewohner und Polizisten heftige Straßenschlachten geliefert.

Im berühmten Stadtteil Copacabana wurden am Dienstag (Ortszeit) mehrere Autos in Brand gesetzt und Schaufenster eingeschmissen. Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft (12. Juni - 13. Juli) kommt es immer häufiger zu Protesten gegen die Polizeigewalt in den Slums (Favelas).

Bei dem Toten handelt es sich um einen 26-jährigen Tänzer, der unter dem Künstlernamen DG regelmäßig in einer beliebten TV-Musiksendung auftrat. Seine Leiche war am Dienstag in einer Schule in der Favela Pavão-Pavãozinho zwischen den Edelstadtteilen Copacabana und Ipanema aufgefunden worden.

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Freunde und Verwandte sagten aus, er sei von Polizisten zu Tode geprügelt worden, berichtete die Zeitung "O Globo" in ihrer Internetausgabe. Die Polizeiführung widersprach dieser Darstellung und ordnete eine Untersuchung der Todesursache an.

Während der Protestaktion der Bewohner wurde ein weiterer Mann durch einen Kopfschuss getötet. Ein Zwölfjähriger wurde angeschossen. Die Polizei setzte Hubschrauber, Tränengas und Schusswaffen ein, um die Menge auseinander zu treiben. Die Auseinandersetzungen dauerten mehrere Stunden an und legten den Verkehr in der Gegend lahm. Barrikaden am Eingang des Favela brannten lichterloh. Viele Touristen in Copacabana konnten ihre Hotels nicht mehr verlassen.

Bereits am Osterwochenende war es in Rios Nachbarstadt Niteroi zu ähnlichen Ausschreitungen gekommen. Zwei junge Männer waren zuvor bei Polizeieinsätzen ums Leben gekommen.

Seit gut fünf Jahren versucht die Stadtregierung von Rio de Janeiro die von Drogenbanden dominierten Armenviertel mit der Stationierung sogenannter Befriedungspolizisten unter Kontrolle zu bringen. Trotz anfänglicher Erfolge kritisieren viele Bewohner und Menschenrechtler eine Militarisierung der Favelas und insbesondere das oft gewalttätige Vorgehen der Polizisten. Die zahlreichen Todesopfer bei den Polizeieinsätzen werden von der Regierung mit dem Kampf gegen das organisierte Verbrechen gerechtfertigt.