Zwischen Aufbruch und Ernüchterung: Der Katholikentag 2014

Katholikentag 2014 in Regensburg
Foto: dpa/Armin Weigel
Der 99. Katholikentag in Regensburg ist zu Ende. In Erinnerung bleiben: Politische und ökumenische Apelle sowie emotionale Diskussionen etwa zu Schwangerschaft und Abtreibung.
Zwischen Aufbruch und Ernüchterung: Der Katholikentag 2014
Gottesdienste, Konzerte, Kabarett und Wallfahrten: Der 99. Katholikentag in Regensburg stand unter dem Motto "Mit Christus Brücken bauen". Fünf Tage lang wurde mit Bischöfen und Politikern diskutiert. Kirchliche Streitthemen waren nicht tabu.
01.06.2014
epd
Barbara Schneider

Zwar war Franziskus nicht persönlich zum Katholikentag nach Regensburg gekommen, seine Präsenz war aber unübersehbar: In vielen Veranstaltungen wurde sein Vorbildcharakter betont und die Hoffnung auf Reformen und eine neue Gesprächskultur wiederholt. Vertreter von Missbrauchsopfern zeigten sich erfreut über eine geplante Begegnung mit dem Papst im Vatikan. Beim Thema Kirchenfinanzen wurde auf Franziskus verwiesen. Und auf der Katholikentagsmeile stand der Papst als lebensgroße Pappfigur.

"Sehr viel Theologie von Benedikt XVI., wenig Franziskus"

Große Erwartungen der katholischen Laien liegen nach dem Katholikentag auf der vom Papst einberufenen Familiensynode im Herbst. Auf der Synode sollen die Bischöfe nach dem Wunsch des Papstes konkrete Vorschläge für einen neuen Umgang mit Familien erarbeiten. Hier soll auch das Problem der wiederverheiratet Geschiedenen auf die Tagesordnung kommen, die bislang von den Sakramenten ausgeschlossen sind. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode betonte, die Synode sei die beste Möglichkeit, sich da fest einzumischen.

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Skeptisch auf den Verlauf des Katholikentags blickt unterdessen Christian Weisner von der Reformbewegung "Wir sind Kirche". Einen Aufbruch kann er noch nicht erkennen: "Auf dem Katholikentag war sehr viel Theologie von Benedikt XVI. zu spüren und wenig Franziskus-Effekt," sagt er. Viel zu groß sei der Einfluss der Bischöfe auf das Laientreffen.

"Wir sind Kirche" hatte erneut zusammen mit weiteren kirchenkritischen Reformgruppen ein Alternativprogramm organisiert: Beim "Katholikentag Plus" kamen diejenigen zu Wort, die im offiziellen Programm keinen Platz fanden: Der Kirchenkritiker Eugen Drewermann, der Sozialethiker Friedhelm Hengsbach und Helmut Schüller von der kritischen "Pfarrerinitiative Österreich".

Auf dem offiziellen Programm standen rund 1.000 Veranstaltungen: Gottesdienste, Konzerte und Kabarett sowie eine Wallfahrt zur deutsch-tschechischen Grenze. Auf zahlreichen Podien wurde kontrovers diskutiert. Vier Jahre, nachdem der Jesuitenpater Klaus Mertes Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg publik gemacht hatte, warfen die Opfer den deutschen Bischöfen immer noch mangelnde Gesprächsbereitschaft vor.

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Emotionen kochten auch beim Thema Schwangerenkonfliktberatung hoch: Die Fronten zwischen Amtskirche und dem Verein "Donum Vitae", der 1999 nach dem Ausstieg der katholischen Kirche aus dem staatlichen Beratungssystem gegründet worden war, sind nach wie vor verhärtet. Ebenfalls debattiert wurde die Rolle der Frauen in der Kirche.

Neben den theologischen Schwerpunkten war der Regensburger Katholikentag ein Katholikentag der politischen Botschaften. Bundespräsident Joachim Gauck beklagte eine "grassierende Gleichgültigkeit" und forderte mehr gesellschaftliches Engagement ein. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx geißelte, zusammen mit dem SPD-Chef und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, exorbitante Managergehälter. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nutzte die Gelegenheit, sich für Jean-Claude Juncker als neuen EU-Kommissionspräsidenten stark zu machen.

Starke ökumenische Ausstrahlung

Marx, der neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, zog eine positive Bilanz des "erfreulichen, Mut machenden Katholikentreffens". Das Ereignis sei ein wichtiger Schritt im innerkirchlichen Dialogprozess, der nach dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche gestartet worden war. Hinsichtlich der Teilnehmerzahlen blieb der Katholikentag, dem regnerischen Wetter geschuldet, hinter den Erwartungen zurück: Rechnete man zu Beginn des Treffens noch mit 80.000 Menschen, kamen am Ende rund 48.000.

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Dem positiven Gesamteindruck tat dies aus Veranstaltersicht keinen Abbruch. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, beobachtete eine starke ökumenische Ausstrahlung des Treffens. "Die Sehnsucht nach einem stärkeren Zusammenwachsen der Kirchen ist erneut spürbar geworden." Sinnbildlich dafür stand die "Nacht der Glocken" am Samstag, die in einem großen Geläut ihren Abschluss fand. Eine Minute lang schlugen in dem eigens für den Katholikentag komponierten Konzert die Glocken von evangelischen und katholischen Kirchen in Regensburg gemeinsam.