Bibliothekare für Sonntagsöffnung - Kirchen für Schutz der Arbeitnehmer

Bibliothekare für Sonntagsöffnung - Kirchen für Schutz der Arbeitnehmer
Sonntags nie! Das gilt bisher für kommunale Bibliotheken, die dann nicht öffnen dürfen. Zu den Kritikern der Sonntagsarbeit gesellen sich in der Diskussion unter den Beschäftigten nun aber immer mehr Befürworter.

Die vor allem unter Gewerkschaften und Kirchen umstrittene Sonntagsöffnung von Bibliotheken muss nach Auffassung von Experten eingeführt werden. "Da müssen wir ran, sonst überholt uns die Entwicklung", sagte die Vorsitzende des Berufsverbandes Information und Bibliothek, Kirsten Marschall, im Verlauf des Bibliothekartages in Bremen. Der Kongress, zu dem mehr als 4.000 Experten aus ganz Europa gekommen sind, diskutierte am Mittwoch die Sonntagsöffnung für öffentliche Bibliotheken, die in Deutschland gesetzlich verboten ist.

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Nach dem Bundesarbeitszeitgesetz dürfen Einrichtungen wie Museen und auch wissenschaftliche Präsenzbibliotheken sonntags öffnen, kommunale Bibliotheken dagegen nicht. In einem Modellversuch hatte die Bremer Zentralbibliothek an sechs Sonntagen geöffnet und viel Zuspruch vor allem unter jungen Familien erhalten. "Zwei Drittel der Besucher waren berufstätig", ergänzte Bremens leitende Bibliotheksdirektorin Barbara Lison. Mit der Sonntagsöffnung sei das Haus als öffentlicher Ort und kulturelle Bildungseinrichtung besser wahrgenommen worden.

Auch der Deutsche Bibliotheksverband fordert eine Sonntagsöffnung, um neue Zielgruppen zu gewinnen. Das würde gerade Familien sowie alleinerziehenden und beruflich stark beanspruchten Menschen die Nutzung erleichtern, hieß es. Der Berufsverband der Bibliothekare lehnte das bisher ab, überdenkt seine Position Marschall zufolge aber gerade: "Wir wollen mit dem Bibliotheksverband Rahmenbedingungen schaffen, die das möglich machen."

Vertreter aus Personalräten und Kirchen hingegen stehen der Sonntagsöffnung nach wie vor kritisch gegenüber. "Im Zusammenhang mit den Bibliotheken geht es uns dabei nicht in erster Linie um den Schutz des Sonn- oder Feiertages an sich", sagte Bremens leitender evangelischer Theologe Renke Brahms dem epd. "Vielmehr treten wir für den Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor den Belastungen der Sonntagsarbeit ein."

Ein Personalrat kritisierte, Sonntagsarbeit verdichte durch den dann notwendigen Freizeitausgleich die Dienstpläne an Werktagen. Das belaste die regulären Dienstleistungen der Bibliotheken unter der Woche. Ein Ausweg könnten bei gleichbleibender Personaldecke gekürzte Öffnungszeiten an Wochentagen mit wenigen Besuchern sein, sagte Bibliotheksdirektorin Lison: "Darüber muss man nachdenken."