Streit um Auslandseinsätze: Ost-Pfarrer kritisieren Gauck

Streit um Auslandseinsätze: Ost-Pfarrer kritisieren Gauck
Wie die "Bild"-Zeitung (Montagsausgabe) berichtet, sammeln die Ost-Berliner Pfarrer Klaus Galley und Siegfried Menthel unter Kollegen Unterschriften für einen Protestbrief an Gauck, der in der DDR selbst Pastor war.

Ostdeutsche Pfarrer haben das Plädoyer von Bundespräsident Joachim Gauck für Bundeswehreinsätze im Ausland kritisiert. Nach Medienberichten vom Montag werfen die Geistlichen Gauck in einem Protestbrief vor, sich von den Idealen der christlichen DDR-Friedensbewegung abzuwenden. Initiatoren sind der Ost-Berliner Pfarrer Klaus Galley und sein Kollege Siegfried Menthel. 

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Der Brief, aus dem die "Bild"-Zeitung am Montag zitierte, sollte ursprünglich zeitgleich mit der Übersendung an Gauck erst am kommenden Montag veröffentlicht werden, sagte Menthel dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er entschuldigte sich bei Gauck, dass der Brief vorab öffentlich geworden sei. Wer das Schreiben weitergegeben habe, könne er sich nicht erklären. Die Unterschriftensammlung soll bis Montag weitergehen.

In ihrer Kritik beziehen sich die Pfarrer auf das Abschlussdokument der Ökumenischen Versammlung der DDR-Kirchen von 1989. Darin heißt es: "Umkehr zum Frieden muss deshalb für uns heute die Mitwirkung an der Überwindung der Institution des Krieges einschließen. Im Verzicht auf militärische Gewalt als Mittel der Politik sehen wir einen notwendigen Schritt zur Schaffung einer europäischen und weltweiten Friedensordnung."

Besonderen Anstoß nehmen die Autoren an der Rede Gaucks auf der Münchner Sicherheitskonferenz, der sie "entschieden widersprechen". "Mit dieser Rede verabschieden Sie sich aus dem Konsens von 1989 und empfehlen der Bundesrepublik als Bundespräsident eine andere Politik als die damals von uns geforderte."

Wie wenig militärische Mittel geeignet seien, bestehende Konflikte zu lösen, zeige gerade der Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan: "Dessen vielen sinnlosen Opfern sind wir es schuldig, nicht die militärischen Kapazitäten unseres Landes zu verstärken, sondern den Zivilen Friedensdienst zum deutschen Exportschlager zu machen."

Bei der Sicherheitskonferenz im Januar hatte Gauck eine Neuausrichtung der deutschen Außenpolitik gefordert. Deutschland müsse "bereit sein, mehr zu tun für jene Sicherheit, die ihr über Jahrzehnte von anderen gewährt wurde". Deutschland werde zwar nie rein militärische Lösungen unterstützen, sagte Gauck. "Aber wenn schließlich der äußerste Fall diskutiert wird - der Einsatz der Bundeswehr - dann gilt: Deutschland darf weder aus Prinzip 'nein' noch reflexhaft 'ja' sagen."