EKD-Ratsvorsitzender Schneider warnt vor "Kriegslärm"

Foto: epd/Andreas Schoelzel
Nikolaus Schneider und Angela Merkel beim Johannisempfang der EKD
EKD-Ratsvorsitzender Schneider warnt vor "Kriegslärm"
Protestanten feiern mit Kanzlerin Johannisempfang in Berlin
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat dazu aufgefordert, Lehren aus der Geschichte zu ziehen.

Anlässlich zahlreicher Gedenktage in diesem Jahr sagte er am Mittwochabend beim EKD-Johannisempfang, eine Gedenkkultur müsse immer auch eine "Kultur der Gewissensbildung" sein, wenn sie auf Zukunftsverantwortung ziele. Dabei warnte Schneider vor "Kriegslärm", der dieser Tage die Welt erfülle.

"Noch immer und immer wieder neu suchen Menschen mit militärischer oder terroristischer Gewalt eigene Interessen durchzusetzen und Widerständiges zu unterdrücken", sagte der oberste Repräsentant der evangelischen Christen in Deutschland. Schneider verwies auf den 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs, den 75. Jahrestag des Überfalls auf Polen sowie die friedliche Revolution vor 25 Jahren in der DDR und die vor 80 Jahren formulierte Barmer Theologische Erklärung als Protest gegen die Nazis.

Gott mehr gehorchen als den Menschen

Diese vier Gedenkdaten, die in diesem Jahr begangen werden, machten deutlich, dass Gedenken Grenzen und Abgründe des Menschen wie auch seine Größe und seinen Mut in den Blick nehmen müsse, sagte Schneider. "Der Blick zurück bildet und stärkt menschliche Identität. Der Blick zurück hilft für den Weg nach vorn", betonte der EKD-Ratsvorsitzende.

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Mit Blick auf die Barmer Theologische Erklärung sagte Schneider, der Blick zurück solle das Gewissen und die eigene Verantwortung schärfen. Dies gelte für die Frage, wo Christen heute gefordert seien, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen. Diese Frage müsse man sich angesichts politischer Herausforderungen stellen. Als Beispiel nannte der Theologe die Flüchtlingspolitik.

Die EKD feiert ihren Jahresempfang traditionell um den Johannistag (24. Juni) in Berlin. In diesem Jahr waren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sowie zahlreiche Spitzenvertreter aus der Politik gekommen. Unter ihnen waren auch der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt und die Vorsitzende des Bundestags-Arbeitsausschusses, Kerstin Griese (SPD).

Auch zahlreiche weitere Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche sowie anderer Religionsgemeinschaften waren der Einladung des EKD-Bevollmächtigten in Berlin, Martin Dutzmann, zu dem Empfang gefolgt.