Menschenrechtsverstöße gehören für viele Unternehmen zum Geschäft

Foto: dpa/Nick Cobbing
Menschenrechtsverstöße gehören für viele Unternehmen zum Geschäft
Zahlreiche weltweit tätige Konzerne nehmen Menschenrechtsverletzungen, Korruption oder Umweltzerstörungen offenbar bei ihren Geschäften in Kauf. Dies geht aus dem Bericht "Dirty Profits 2" der Organisation "Facing Finance" hervor, der am Montag in Berlin vorgestellt wurde.

Insgesamt wurden 26 Unternehmen und 19 Finanzdienstleister untersucht. Darunter sind der deutsche Sportartikelhersteller Adidas, der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé und der russische Öl- und Gaskonzern Gazprom. Auch die Bergbaukonzerne Rio Tinto (Australien) und Glencore (Schweiz) wurden für den Bericht analysiert.

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"Ein nicht geringer Teil der Profite multinationaler Konzerne wird nach wie vor zulasten von Mensch und Umwelt verdient", sagte der Koordinator von "Facing Finance", Thomas Küchenmeister, anlässlich der Vorstellung des 124-seitigen Berichts. Die Experten bemängeln vor allem schlechte Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten, aber auch die bewusste Verschmutzung der Lebensräume der Bevölkerung etwa in afrikanischen oder südamerikanischen Staaten.

Ingesamt verzeichneten die untersuchten Unternehmen 2012 einen Umsatz von rund 1,24 Billionen Euro. Der Gewinn lag bei mehr als 90 Milliarden Euro. Laut Küchenmeister werden die Konzerne häufig weder steuerrechtlich belangt noch für die Schäden zur Verantwortung gezogen.

Keine Kredite für angeprangte Unternehmen

Die Menschenrechts- und Umweltorganisation "urgewald" sieht vor allem die Banken in der Pflicht, die Finanzierung der Missstände zu stoppen. "Wir fragen uns, warum Banken diesen Konzernen so viel Geld zur Verfügung stellen", sagte die Referentin für internationale Finanzinstitutionen bei "urgewald", Barbara Happe. 17 der untersuchten Unternehmen stünden auf dem Index international anerkannter Investoren, wie etwa dem norwegischen Pensionsfonds oder der Europäischen Investitionsbank.

Happe forderte die Geldhäuser auf, Ausschlusskriterien bei ihren Geschäften anzuwenden. Dem Bericht zufolge stellten Banken und Finanzdienstleister den Konzernen im vergangenen Jahr 33 Milliarden Euro zur Verfügung. Zu den größten Kreditgebern zählten die Deutsche Bank, BNP Paribas oder Credit Suisse.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace wies in diesem Zusammenhang vor allem auf die Tätigkeit des russischen Öl-und Gaskonzerns Gazprom in der Arktis hin. Obwohl dem Unternehmen Korruption und die Ausbeutung der Region vorgeworfen werden, hätten europäische Banken rund 3,4 Milliarden Euro an Krediten an den Konzern vergeben, sagte der stellvertretende Leiter der politischen Vertretung der Organisation, Tobias Münchmeyer.

Greenpeace kritisiert Gazprom für riskante Ölbohrungen

Greenpeace hatte im Spätsommer mit einer Aktion gegen riskante Ölbohrungen in der Arktis protestiert. Die Aktivisten wurden dabei von der russischen Küstenwache festgenommen. Zwar seien die Greenpeace-Unterstützer wieder frei, doch sie müssten mit Haftstrafen von bis zu 15 Jahren rechnen, sagte Münchmeyer.

Grundlage der Ergebnisse des "Dirty Profits 2"- Berichts sind eigene Recherchen sowie Berichte über die analysierten Unternehmen. "Facing Finance" ist ein Bündnis aus sechs Menschenrechts- und Umweltorganisationen. Dazu gehören "Solidaritätsdienst-international", "urgewald", "EarthLink", "FairFin", "CentrumCSR.PL" und "Ja! Justica Ambiental".