Weltbild-Mitarbeiter können dank der Kirchen-Millionen wieder hoffen

Weltbild-Mitarbeiter können dank der Kirchen-Millionen wieder hoffen
Vor einem Monat musste die Geschäftsführung des kircheneigenen Weltbild-Konzerns den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Mit Finanzspritzen wollen die katholischen Bischöfe Tausende Jobs retten - und auch ihren eigenen Ruf.
08.02.2014
epd
Ulf Vogler

Seit knapp einem Monat bangen rund 2.200 Mitarbeiter der insolventen katholischen Verlagsgruppe Weltbild in Augsburg um ihre Jobs. Für die 3.100 Beschäftigten bei der Weltbild-Tochter DBH heißt es bisher offiziell, dass die 314 DBH-Buchhandlungen zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen von der Pleite der Mutter nicht betroffen sind.

Doch hinter den Kulissen schmiedet die Kirche nach der heftigen Kritik der Gewerkschaft Verdi und vieler Weltbild-Mitarbeiter unter Hochdruck ein Hilfsprogramm, um zu verhindern, dass auch noch das Filialgeschäft im Strudel der Insolvenz mitgerissen wird. Der Insolvenzverwalter bereitet wähenddessen die Verkaufsverhandlungen mit potenziellen Investoren vor, um möglichst den Konzern als Ganzes zu erhalten.

Katholische Kirche muss um ihren Ruf bangen

Die katholische Kirche hat zugesagt, dass sie bis zu 65 Millionen Euro dafür aufbringen will, um die verschiedenen Gesellschaften der Weltbild-Gruppe zu erhalten oder den Mitarbeitern wenigstens eine Perspektive in einer Transfergesellschaft zu geben. Doch wie viel Geld letztlich gezahlt wird und unter welchen Bedingungen, ist völlig unklar. Bislang stehen 35 Millionen Euro im Raum, die aus dem Kirchensäckel zur Rettung der Weltbild-Gruppe fließen sollen. Ob es mehr werden, darüber schweigt das federführende Erzbistum München und Freising.

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Zunächst werde ein Vergabeausschuss gebildet, erklärt der Münchner Ordinariatssprecher Bernhard Kellner. Der bisherige Weltbild-Aufsichtsratschef, Münchens Generalvikar Peter Beer, soll Chef des Gremiums werden, das dann über die finanziellen Mittel entscheidet. "Es ist Sache der Verhandlungen", sagt Kellner über den künftigen Geldfluss. Zuletzt hatte die Diözese Würzburg angekündigt, 3,2 Millionen Euro zahlen zu wollen. Dieses Geld könnte allerdings auch mit vorherigen Zahlungen anderer Bistümer verrechnet werden.

Für die katholische Kirche geht es jedenfalls auch um ihren Ruf. In einem offenen Brief, den viele Weltbild-Mitarbeiter unterzeichnet haben, wird den Bischöfen vorgeworfen, das Unternehmen "bewusst in die Insolvenz getrieben" zu haben.

Für Außenstehende sind die Vorgänge um den seit dem 10. Januar insolventen Verlag schwer zu durchschauen. Dies liegt auch an der unübersichtlichen Unternehmensstruktur des Konzerns, der als Buchverlag, Online- und Kataloghändler und im klassischen Buchhandel vor Ort aktiv ist. Für Verwunderung sorgte bei manchen Beobachtern, dass das Erzbistum sich wegen Hilfszahlungen nicht an Weltbild-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz wandte, sondern mit der Buchhändlerfamilie Hugendubel verhandelte.

Grund ist, dass das Unternehmen Hugendubel gemeinsam mit Weltbild die DBH-Einzelhandelsgeschäfte betreibt. Mittlerweile sind zehn Millionen Euro bereitgestellt, die gleiche Summe soll nach der Vorlage eines Sanierungsgutachtens und eines Finanzierungskonzeptes noch einmal an DBH fließen. Der geschäftsführende Gesellschafter Maximilian Hugendubel sagte, dass die 20 Millionen ein "wesentlicher Baustein für die Fortführung der DBH und damit für den Erhalt von zahlreichen Arbeitsplätzen" seien.

"Es geht in Richtung Normalisierung"

Das Weltbild-Heimatbistum Augsburg hat unterdessen einen Massekredit von 15 Millionen Euro an Geiwitz gezahlt - und ist damit auch in Vorleistung für die anderen beteiligten Bistümer gegangen. Der Sprecher des Insolvenzverwalters, Patrick Hacker, sagt, dass damit der reguläre Betrieb des Versandhandels stabilisiert werden konnte. "Die Lieferanten und die Dienstleister sind wieder an Bord."

Für die Mitarbeiter des Mutterhauses hat Hacker weitere gute Nachrichten. Die Umsatzrückgänge im Januar seien eher "moderat" ausgefallen, und die Kurve zeige nach oben: "Es geht in Richtung Normalisierung." Offiziell sagt die Insolvenzverwaltung nicht, wie viele Investoren im Gespräch sind. Doch nachdem einzelne mögliche Käufer ihr Interesse via Medien mitteilten, betont Hacker, dass es "deutlich mehr als zwei" seien.

Da die Verhandlungen voraussichtlich länger dauern werden als bis Ende März - dann läuft das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur aus - hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bereits angekündigt, dass die Landesregierung dem Unternehmen bei der Überbrückung finanzieller Engpässe unter die Arme greifen will.