Ostdeutsche SPD-Politiker drängen Kirchen zu mehr gesellschaftlicher Einmischung

Ostdeutsche SPD-Politiker drängen Kirchen zu mehr gesellschaftlicher Einmischung
Der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe drängt die Kirchen zu stärkerer und wirksamerer Einmischung in gesellschaftliche Fragen.

"Ich würde mir mehr Beachtung wünschen", sagte der fast 78-jährige SPD-Politiker am Dienstagabend bei einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung im sächsischen Moritzburg.

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Stolpe, der vor seinem Wechsel in die Politik ab 1982 Konsistorialpräsident in Berlin-Brandenburg war, erinnerte an den Beitrag vor allem der evangelischen Kirche zur friedlichen Revolution in der DDR vor 25 Jahren. Diesen habe sie nur leisten können, weil sie bereits seit Mitte der 80er Jahre "artikulierte, was in der Bevölkerung verbreitet war". Die Kirche habe sich nicht auf eine Rolle als "Nur-Kult-Kirche" beschränkt, sondern sei aktiv für Benachteiligte und Verfolgte eingetreten. Bei der SED-Führung sei sie deshalb "gefürchtet" gewesen.

Ein Vierteljahrhundert später wünscht sich Stolpe ein ähnliches Engagement in der Gesellschaft. Zwar gebe es entsprechende Vorstöße. Stolpe erinnerte an die ökumenische Sozialinitiative, die Ende Februar von der evangelischen und katholischen Kirche vorgestellt worden war. Es war die erste gemeinsame Äußerung zur Wirtschafts- und Sozialordnung seit 1997. Diese sei aber "in der Medienwelt untergegangen" und viel zu wenig beachtet worden, bedauerte Stolpe. Ein Grund sei womöglich eine zu große Zurückhaltung und Vorsicht bei den Formulierungen.