Evangelische Kirche zieht Zwischenbilanz zu Reformprozess

Evangelische Kirche zieht Zwischenbilanz zu Reformprozess
Mit einem Zukunftsforum im Ruhrgebiet will die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eine Zwischenbilanz zum kirchlichen Reformprozess ziehen. Unter dem Motto "informieren - transformieren - reformieren" beraten rund 800 Dekane, Kreispfarrer und Superintendenten von Donnerstag bis Samstag in mehreren Revierstädten über die Zukunft der evangelischen Kirche.

Prominentester Gast beim "Zukunftsforum 2014 für die Mittlere Ebene" ist Bundespräsident Joachim Gauck. Der ehemalige Pastor Gauck spricht am Donnerstag ein Grußwort. Zuvor wird im Eröffnungsgottesdienst in Wuppertal an die Verabschiedung der Barmer Theologischen Erklärung vor 80 Jahren erinnert. Die Predigt hält der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider. Vertreter der Bekennenden Kirche hatten auf einer Synode in Wuppertal-Barmen vom 29. bis 31. Mai 1934 sechs Thesen gegen die Irrlehren des Nationalsozialismus verabschiedet. Das Dokument gilt bis heute als wegweisendes Glaubenszeugnis.

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Mit dem 2006 in Gang gesetzten Veränderungsprozess "Kirche im Aufbruch" reagiert die evangelische Kirche auf sinkende Mitgliederzahlen und knappere Finanzmittel. Die regionale Leitungsebene sei für diese Reformen ein entscheidender Träger, sagte der Vizepräsident im EKD-Kirchenamt, Thies Gundlach, dem Evangelischen Pressedienst (epd). In dem Zukunftsforum sieht der Theologe eine "Art Zwischenbilanz" der regionalen Veränderungsprozesse.

Gundlach verwies auf den regionalen Konzentrationsprozess in der Kirche. In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Zahl der Kirchenkreise von fast 700 auf 563 verringert. Diese Verdichtung sei ein zentrales strategisches Ziel aller Reformprozesse. Eine Stärkung der mittleren Ebene erlaube es der Kirche in den Regionen, handlungsfähig zu bleiben, vielfältige Angebote zu erhalten, verschiedene Berufsgruppen zu beschäftigen und viele Anstellungsverhältnisse zu ermöglichen, sagte der Vizepräsident. "Die Stärkung der mittleren Ebene sollte darum aus theologischen Gründen fortgesetzt werden." Nur mit einer starken mittlere Ebene könne eine offene, vielfältige und liberale Volkskirche bestehen bleiben. Gundlach ist in der EKD-Zentrale für die Koordinierung des Reformprozesses zuständig.

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Bei dem Zukunftsforum werden die Teilnehmer in 28 Workshops an unterschiedlichen Orten im Ruhrgebiet über die kirchliche Praxis vor Ort diskutieren. Dabei geht es um Fragen der Qualitätssicherung kirchlicher Arbeit, das Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen, Herausforderungen für die Kirche durch den demografischen Wandel sowie Veränderungen im Pfarrerberuf. Zum Abschluss am Samstag diskutieren EKD-Reformationsbotschafterin Margot Käßmann und der ehemalige Bundesverfassungsrichter Udo Di Fabio darüber, welche Bedeutung das Reformationsjubiläum 2017 für die Zukunft der Kirche hat. Der Katholik Di Fabio hat seit Februar den Vorsitz des Wissenschaftlichen Beirates des Kuratoriums zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 inne.