In kinderfreundlichen Städten leben gesündere Kinder

In kinderfreundlichen Städten leben gesündere Kinder
Eine Studie des Deutschen Kinderhilfswerks belegt: Kinderfreundliche Stadtplanung trägt zur körperlichen und seelischen Gesundheit von Kindern bei.

In kinderfreundlich gestalteten Stadtteilen leben Kinder einer neuen Studie zufolge körperlich und seelisch gesünder. In welchem Wohnumfeld sie aufwachsen, hängt allerdings hauptsächlich vom Einkommen und dem Bildungsstand ihrer Eltern ab, wie die Studie "Raum für Kinderspiel!" ergab, die das Deutsche Kinderhilfswerk am Donnerstag in Stuttgart vorstellte. Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass sich in Gebieten mit schlechter Wohnumfeldqualität viele Kinder sozial verzögert entwickeln.

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Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, sagte, die Studie wolle Anregungen "für eine zielgerichtete und attraktive Ausgestaltung des öffentlichen Raums für Kinder" geben. Spielen sei dabei ein wichtiger Aspekt. "Gute Mathematikergebnisse erzielen nicht unbedingt die Kinder, die besonders viele Matheaufgaben üben, sondern vor allem diejenigen, die gut auf Bäume klettern und balancieren können", betonte Hofmann. Diese Zusammenhänge zwischen motorischer und kognitiver Entwicklung habe die Umweltpsychologie nachgewiesen.

Zum lernen auf die Straße

Lebensqualität und Entwicklungschancen von Kindern würden wesentlich geprägt von der Möglichkeit, sich unbeschwert zu bewegen, mit anderen Kindern zusammen zu kommen, sich auszuprobieren und auch sichere Rückzugsräume zu haben. Die Studie habe gezeigt, dass Kinder zwischen fünf und neun Jahren aus sehr kinderfreundlichen Stadtteilen täglich durchschnittlich fast zwei Stunden alleine ohne Aufsicht draußen spielen. Unter schlechten Bedingungen liegt der Durchschnittswert bei einer Viertelstunde. Die Kinder aus den benachteiligten Stadtteilen sitzen stattdessen mehr vor dem Fernseher oder der Spielkonsole.

Organisierte Sport- und Freizeitangebote können der Studie zufolge ein ungünstiges Wohnumfeld nicht ausgleichen. Im Gegenteil: Diese würden umso häufiger genutzt, je günstiger das Umfeld ist. Die Ursache sei, dass beides vom Familienhintergrund abhängt: das Wohnumfeld und die Nutzung der organisierten Angebote.

Bildungsferne Eltern bewerteten Lernen höher als Spielen und seien ängstlicher gegenüber Risiken. Beim heutigen Stand von Stadtentwicklung und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sei die Entwicklung fördernde "Straßenkindheit" kein Phänomen sozialer Unterschichten, sondern eher der gut situierten Mittelschichten, sagte Hofmann.

Die Studie "Raum für Kinderspiel!" ist Nachfolgestudie der "Freiburger Kinderstudie" von Anfang der 90er Jahre. Diese hatte aufgezeigt, dass sich mit kommunalpolitischen Mitteln viel für Lebensqualität und Entwicklungschancen von Kindern tun lässt.

Im Frühsommer 2013 wurden Haushalte in Ludwigsburg, Offenburg, Pforzheim, Schwäbisch Hall und Sindelfingen schriftlich befragt, in denen Kinder im Alter zwischen fünf und neun Jahren leben. Die Eltern von mehr als 5.000 Kindern beteiligten sich. Die Auswahl dieser typischen Mittelstädte solle eine bundesweite Übertragbarkeit der Ergebnisse gewährleisten, hieß es.