"Deutschland muss friedenstüchtig werden"

Friedenstaube Flagge
epd-bild/Christian Ditsch
Die Netzwerk Friedenskooperative ruft zu den diesjährigen Ostermärschen unter dem Motto "Jetzt erst recht – gemeinsam für Frieden!" auf.
Ostermarschierer für Verhandlungen
"Deutschland muss friedenstüchtig werden"
Die Ostermärsche der Friedensbewegung stehen in diesem Jahr unter dem Eindruck der Kriege in der Ukraine und in Gaza. Bei bundesweiten Aktionen wollen die Teilnehmer für ein Ende der Kampfhandlungen und für Friedensverhandlungen demonstrieren.

Die seit mehr als zwei Jahren andauernden Angriffe auf die Ukraine, der Hamas-Terror im vergangenen Oktober und Israels Feldzug in Gaza mit Zehntausenden Toten und großem Leid für die palästinensische Bevölkerung: Die Ostermärsche der deutschen Friedensbewegung stehen in diesem Jahr unter dem Eindruck der Kriege in Osteuropa und im Nahen Osten. Bei bundesweit rund 90 Aktionen wollen die Teilnehmer ein Ende der Kämpfe und Friedensverhandlungen für die betroffenen Regionen fordern, wie das in Bonn ansässige Netzwerk Friedenskooperative mitteilt.

Neben diesen medial präsenten Konflikten machen die Ostermarschierer auch den globalen Trend zu immer mehr Aufrüstung im konventionellen und nuklearen Bereich zum Thema. Der Ruf nach einer atomwaffenfreien Welt werde in vielen Redebeiträgen erklingen und "einen deutlichen Kontrapunkt" zu Forderungen nach Hochrüstung und eine europäische nukleare Abschreckung setzen, heißt es im Ostermarschaufruf des Netzwerks.

Dem Verlangen, dass Deutschland wieder "kriegstüchtig" werden müsse, wolle man entschieden entgegentreten. "Deutschland muss sich für diplomatische Initiativen in Kriegen einsetzen und nicht Millionen für Rüstung ausgeben. Sprich: Deutschland muss 'friedenstüchtig' werden!"

Als Erste gehen wie in den vergangenen Jahren die Ostermarschierer in Potsdam auf die Straße. Bereits am 23. März ist dort unter dem Motto "Friedensfähig statt kriegstüchtig - Verhandeln statt Töten" eine Demo angekündigt. Die meisten Veranstaltungen finden am Osterwochenende selbst statt, darunter der traditionelle dreitägige Ostermarsch Rhein-Ruhr von Duisburg nach Dortmund sowie Ostermärsche in den meisten Hauptstädten der Bundesländer.

Der Organisator des ersten deutschen Ostermarsches 1960 Konrad Tempel und seine Frau Helge mit einem Plakat in ihrem Haus in Ahrensburg bei Hamburg.

In einigen Orten, so in Gütersloh, im niedersächsischen Unterlüß und im schleswig-holsteinischen Jagel, ziehen die Demonstranten zu Militärflugplätzen, vor Kasernentore oder an die Zufahrten von Waffenfabriken. Im westfälischen Gronau wollen sich Friedens- und Anti-Atom-Bewegte an der einzigen deutschen Urananreicherungsanlage versammeln und die Stilllegung der Fabrik verlangen - sie ist, wie die Brennelementeschmiede im niedersächsischen Lingen, vom deutschen Atomausstieg ausgenommen und verfügt über eine unbefristete Betriebsgenehmigung.

Die Ostermärsche der Friedensbewegung haben eine Jahrzehnte lange Tradition. Ihren Ursprung haben sie in Großbritannien, wo 1958 der erste Marsch zum Atomforschungszentrum in Aldermaston stattfand. Den ersten Ostermarsch in der Bundesrepublik gab es 1960 in der Lüneburger Heide. Einige hundert Menschen demonstrierten damals am Truppenübungsplatz Bergen-Hohne in Niedersachsen gegen die Wiederbewaffnung Westdeutschlands und eine Ausrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen.

Ende der 1960er Jahre sowie im Zuge der Debatte um den sogenannten NATO-"Doppelbeschluss" und während der Golfkriege stieg die Teilnehmerzahl auf mehrere Hunderttausend an. In den vergangenen Jahren beteiligten sich nach Veranstalterangaben jeweils einige zehntausend Demonstranten an den Aktionen.