TV-Tipp: "Friesland: Sterneduell"

Getty Images/iStockphoto/vicnt
30. März, ZDF, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Friesland: Sterneduell"
"Wer keine Hitze verträgt, hat in der Küche nichts verloren", soll der frühere US-Präsident Harry S. Truman einst gesagt haben. Das Zitat war natürlich auf die Politik gemünzt, aber selbstredend lässt es sich auch beim Wort nehmen.

Wenn’s in Filmen um professionelles Kochen geht, ist der Tonfall in der Regel rau und selten herzlich; erst recht in Küchen, die sich mit einem Stern schmücken dürfen. Es ist also keine Überraschung, dass die Besitzerin und Chefköchin des einzigen Sterne-Lokals in Leer eine ziemlich unleidliche Person ist. Außerdem schmückt sich Claudia Luirs (Adina Vetter) mit fremden Federn, aber da ist sie nicht die einzige in dieser Geschichte von Klaus Rohne, der mit "Sterneduell" sein erstes Drehbuch für die ZDF-Reihe "Friesland" geschrieben hat. 

Im Krimi ist unsympathisches Verhalten zwar zumindest aus Sicht des Publikums ein allenfalls zweitrangiges Verdachtsmoment, aber weil Polizist Henk Cassens (Maxim Mehmet) die Köchin nicht mag, ist er überzeugt, dass sie für den Tod ihrer Sou-Chefin verantwortlich ist: Tanja Möppen (Franziska Ferrari) wollte am Ruhetag ein neues Rezept kreieren, aber dann hat sie jemand im Tiefkühlraum eingesperrt. Später zeigt sich jedoch, dass die Chefin vielmehr Grund gehabt hätte, ihre Angestellte auf Händen zu tragen, denn Rohne bedient sich eines weiteren Details, das in Geschichten über Sterneküchen ebenfalls regelmäßig eine wichtige Rolle spielt: Es ist alles eine Frage des guten Geschmacks. 

Einen zweiten Verdächtigen werden Krimifans ebenfalls umgehend von der Liste streichen: Wenn Heikko Deutschmann in Krimis mitwirkt, ist den Männern, die er verkörpert, grundsätzlich jede Schandtat zuzutrauen, weshalb er zumeist als personifiziertes Ablenkungsmanöver besetzt wird. Die Konstellation ist trotzdem interessant: Raimund Vastenauer ist der Besitzer eines Konkurrenzlokals. Im Gegensatz zum Restaurant von Luirs hat der "Goldene Gössel" seine Auszeichnung jedoch verloren. Prompt sprach der entsternte Koch (Christian Clauß) öffentlich von Bestechung. Ein mögliches Mordmotiv hätte er zudem, wie sich gleichfalls später zeigt, außerdem löst sich sein Alibi in Luft auf; aber auch diese Lösung wäre viel zu einfach. 

Im Grunde funktioniert Rohnes Drehbuch nach einem denkbar schlichten Krimikonzept: Es gibt drei Verdächtige; der (oder die) vierte war’s. Die Umwege, die die Geschichte nimmt, sorgen allerdings für allerlei Abwechslungen, zumal der Autor die Mitglieder des Kern-Ensembles aus ihren gewohnten Bahnen schubst. Wolfgang Habedank (Holger Stockhaus) trainiert für das Langeooger Kochduell und ergreift die Gelegenheit des vakanten Küchenjobs: Eine unentgeltliche Mitarbeit im Sternelokal wäre das beste Trainingslager, und Cassens freut sich, dass er einen "verdeckten Ermittler" auf die Chefin ansetzen kann. Luirs betrachtet die ehrgeizigen Aktivitäten des Bestatters jedoch als "Hobbybrutzelei", verschmäht seine Kreationen und lässt ihn stattdessen Möhren putzen. 

Das Engagement der ähnlich eifrigen Apothekerin Melanie Harms (Tina Pfurr) ist von ungleich größerem Erfolg gekrönt: Weil ihre Chefin bei einer Fortbildung weilt, darf sie endlich ihre kriminalistischen Ambitionen ausleben, was sie zum Finale beinahe mit dem Leben bezahlen muss, als sich ihr dank eines brillanten Einfalls die Lösung des Mordfalls offenbart. Zuvor führt ihre neue Rolle zu dem einen oder anderen Kräftemessen mit Polizeichef Brockhorst (Felix Vörtler).

Diese Szenen sind ein großes Vergnügen, zumal sich das ungleiche Paar auch mal nur mit Blicken duelliert. Brockhorst bleibt seiner Rolle treu, sonnt sich im Glanz seiner nicht vorhandenen Genialität und unterstellt dem Besitzer des "Goldenen Gössel", er nutze sein Restaurant im Stil der Mafia zur Geldwäsche. Dass sich Vastenauers vermeintlicher Geldbote als Trüffellieferant entpuppt, kann den Hauptkommissar nur vorübergehend aus dem Konzept bringen. 

Eher überflüssig und fernab vom Handlungskern ist allein ein Nebenstrang mit dem Bruder von Polizistin Süher (Sophie Dal): Yunus (Yunus Cumartpay) führt Habedanks Geschäfte weiter, während der seiner kochenden Leidenschaft nachgeht, und wird von einer Witwe auf Trab gehalten, die ständig neue Wünsche für eine Trauerfeier hat. IT-Expertin Kim hat eine rettende Idee, aber ansonsten diesmal wenig zu tun; als dekorative Stichwortgeberin ist Veronique Coubard viel zu schade. Sehenswert ist "Sterneduell" (Regie: Alexander Costea) auch wegen des guten Handwerks; Bildgestaltung (Eugen Gritschneder) und Musik (Thomas Mehlhorn) bewegen sich auf hohem Niveau.