EKD-Chef: Ermordung von Paul Schneider "trauriges Kapitel der Kirchengeschichte"

EKD-Chef: Ermordung von Paul Schneider "trauriges Kapitel der Kirchengeschichte"
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat den Widerstand gegen den Nationalsozialismus als wesentliche Grundlage für den Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg gewürdigt.

"Ohne solche Menschen wäre ein Weiterleben in Deutschland viel schwerer geworden nach dem Ende der Naziherrschaft", sagte Schneider der in Weimar erscheinenden "Thüringischen Landeszeitung" (Donnerstagsausgabe).

###mehr-artikel###

Unter den Verschwörern des Hitlerattentats vom 20. Juli 1944 seien "viele überzeugte Christenmenschen" gewesen, die mit ihrem Glauben gerungen haben, ob der Diktator ermordet werden dürfe. "Aus ihrem Glauben heraus haben diese Menschen gesagt, dass man Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen." Diese Haltung habe auch den evangelischen Pfarrer Paul Schneider geprägt, der wegen seines mutigen Eintretens gegen die NS-Herrschaft am 18. Juli 1939 als eines der ersten Mitglieder der Bekennenden Kirche von den Nazis im KZ Buchenwald ermordet wurde.

Paul Schneider habe in der NS-Zeit "zu den ungewöhnlich tapferen Menschen" gehört, sagte der Ratsvorsitzende. "Das war eine Tapferkeit, die aus einer festen Verwurzelung im Glauben erwuchs", fügte er hinzu. In dieser Haltung habe der Theologe der Barbarei und dem Unrecht widerstanden.

Der "Prediger von Buchenwald" habe auch deshalb sterben müssen, weil die damalige rheinische Kirchenleitung "von den "Deutschen Christen durchsetzt" gewesen sei, sagte der Ratsvorsitzende und frühere rheinische Präses. Das Rheinische Konsistorium habe die SS um Amtshilfe gebeten, um an den inhaftierten rheinischen Pfarrer "bestimmte Fragen" aus der Kirchenleitung zu richten. Die Bitte um Amtshilfe sei kurz nach der Ermordung Schneiders im KZ Buchenwald angekommen. "Das ist ein ganz trauriges Kapitel unserer Kirchengeschichte", fügte der Ratsvorsitzende hinzu.