Die evangelische Kirche bündelt ihre Kräfte in einem neuen Hilfswerk

Foto: iStockphoto/Diakonie Katastrophenhilfe
Die evangelische Kirche bündelt ihre Kräfte mit der Zusammenlegung von Diakonie und Evangelischem Entwicklungsdienst.
Die evangelische Kirche bündelt ihre Kräfte in einem neuen Hilfswerk
Darauf hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) jahrelang hingearbeitet. Jetzt ist es so weit: Die beiden großen Hilfsorganisationen der EKD, der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) und der Bundesverband der Diakonie, verschmelzen zu einer Einheit. Ihr Ziel: Sozialarbeit in Deutschland und Armutsbekämpfung weltweit.
14.06.2012
epd
Markus Jantzer

Das neue "Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung" bezieht im Oktober mit knapp 600 Mitarbeitern im Zentrum Berlins ein neu errichtetes Gebäude. Die Kirche will mit diesem Schritt ihre politische Lobbyarbeit verbessern. "Wir sind künftig an den politischen Entscheidungsträgern näher dran", erwartet der Aufsichtsratsvorsitzende des EED, der Berliner Bischof Markus Dröge.

Die Fusion von EED und Diakonie war für die evangelische Kirche mit ihren komplizierten föderalen Strukturen eine schwere Aufgabe. "Vor zehn Jahren hätte noch keiner darauf gewettet, dass uns das gelingt", gesteht der Finanz-Chef der EKD, Thomas Begrich. Unterschiedlichste Interessen waren zusammenzubringen, 640 Mitarbeiter an den drei Standorten Stuttgart, Bonn und Berlin-Dahlem sollten in einer zentralen Einrichtung in Berlin-Mitte unter ein Dach kommen. Die alten Standorte standen zur Disposition.

Zwei Vorstände, zwei Budgets

Die Unruhe in den Belegschaften war groß, als ihnen im Februar 2008 erstmals von den Fusionsplänen berichtet wurde. Mit den Mitarbeitervertretungen wurden zähe Verhandlungen geführt, bis am Ende der Sozialplan stand. Dreiviertel der insgesamt 640 Beschäftigten werden den Angaben zufolge umziehen.

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Mit der Fusion bündelt die evangelische Kirche ihre Kräfte in der nationalen diakonischen Arbeit und der internationalen Entwicklungshilfe, zu der außer dem EED die bislang beim Diakonischen Werk der EKD angesiedelten Hilfswerke "Brot für die Welt" und "Diakonie Katastrophenhilfe" gehören. "Die enge Zusammenarbeit der bisherigen beiden Werke wird Menschen im In- und Ausland, die unter Armut und Ungerechtigkeit leiden, zugutekommen", ist der Vorstand des neuen Werkes überzeugt.

Das neue "Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung" wird von zwei Vorständen geführt werden, die ihren jeweiligen Geschäftsbereich eigenverantwortlich leiten. Die beiden Werke "Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungsdienst" und "Diakonie Deutschland - Evangelischer Bundesverband" haben jeweils ihr eigenes Budget. Dennoch ist vorgesehen, dass bestimmte Verwaltungsabteilungen für beide Geschäftsbereiche arbeiten. Das soll unnötige Doppelarbeit vermeiden und Geld sparen, dürfte aber zumindest in der Anfangszeit auch zu Kompetenzgerangel unter den Beschäftigten führen. Die Präsidenten der beiden dreiköpfigen Vorstände wechseln sich im Vorsitz des Gesamtwerkes ab.

Ganz billig war die Verschmelzung nicht: Die Gesamtkosten werden auf mindestens 17 Millionen Euro betragen. Darin enthalten ist ein Neubau, der derzeit in Berlin-Mitte in die Höhe wächst und im Oktober bezogen werden soll.

Einsparungen für das Haushaltsloch der Diakonie

Die Freude über den Neustart ist ein wenig dadurch getrübt, dass der Vorstand des Diakonischen Werkes für das Jahr 2012 bei einem Jahresetat von rund 50 Millionen Euro ein Defizit von zwei Millionen Euro prognostiziert. Auch 2011 hat der Wohlfahrtsverband ein dickes Minus eingefahren. Haushaltslöcher durch die Entnahme von Rücklagen zu stopfen, wie der Verband dies in vergangenen Jahren getan hat, ist nicht mehr möglich: Denn die Rücklagen sind aufgebraucht.

Bis 2017 sollen laut Diakoniepräsident Johannes Stockmeier die Finanzen wieder in Ordnung gebracht sein. "Eine erfolgreiche Fusion wird zu Kosteneinsparungen führen", sagt er. Die Vorstände des Diakonischen Werkes der EKD und des EED rechnen im neuen Gesamtwerk mittelfristig mit Einsparungen von 3,6 Millionen Euro jährlich.

Die beiden evangelischen Werke finanzieren sich im Wesentlichen aus Zuwendungen der EKD, Mitgliedsbeiträgen, Mitteln aus öffentlichen Haushalten und Spenden. Der diakonische Bundesverband beschäftigt mit mehr als 400 Mitarbeitern etwa doppelt so viele Menschen wie der EED.