"Die Reformation ist Weltbürgerin geworden"

"Die Reformation ist Weltbürgerin geworden"
Fünf Jahre vor dem Reformationsjubiläum beschloss die EKD-Synode theologische Impulse. Mit Gott-Vergessenheit will sich das Kirchenparlament nicht abfinden. Auch soll die innerprotestantische Ökumene gestärkt werden.

Die evangelische Kirche nimmt Kurs auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Zum Abschluss ihrer Jahrestagung beschloss die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch eine Erklärung mit dem Titel "Am Anfang war das Wort...", mit der das Kirchenparlament für eine Wiederbelebung des Glaubens wirbt. Für viele Menschen sei Gott heute "kein Thema mehr". "Damit können wir uns nicht abfinden", heißt es in der sogenannten Kundgebung, die im Ostseebad Timmendorfer Strand verabschiedet wurde.

In fünf Jahren begehen die protestantischen Christen den 500. Jahrestag des Thesenanschlags Martin Luthers (1483-1546) an die Schlosskirche zu Wittenberg. Die Veröffentlichung der 95 Thesen zu den damaligen Verhältnissen in der Kirche gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation.

Synodenpräses Katrin Göring-Eckardt äußerte sich optimistisch zur geplanten Einbeziehung der katholischen Kirche in die Feiern zum Reformationsjubiläum. Das evangelische Kirchenparlament habe bei den "großen Wunsch" deutlich gemacht, den 500. Jahrestag des Thesenanschlags in fünf Jahren ökumenisch zu feiern, sagte Göring-Eckardt zum Abschluss der viertägigen Beratungen. In Gesprächen mit der katholischen Seite sei erkennbar geworden, dass es "durchaus Brücken gibt", über die Protestanten und Katholiken gemeinsam gehen könnten.

Schattenseiten nicht ausblenden

Die Kundgebung der EKD-Synode stellt heraus, dass das Jubiläum 2017 international begangen werden soll. "Die Reformation ist Weltbürgerin geworden. Sie gehört allen", erklärt das Kirchenparlament in den theologischen Impulsen: "Wir freuen uns auf ein Jubiläum, das wir gemeinsam mit den Kirchen in Europa und weltweit feiern wollen."

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Ausdrücklich weist die Erklärung auf die Schattenseiten in der Reformationsgeschichte hin: "Der Reformation war die Toleranz in die Wiege gelegt - allzu oft bliebt sie dort liegen." Unter anderem werden "Martin Luthers Ausfälle gegen die Juden oder gegen die Bauern im Bauernkrieg" erwähnt.

Bereits seit 2008 weist die evangelische Kirche mit Veranstaltungen im Rahmen der sogenannten Lutherdekade auf die Feiern im Jahr 2017 hin. Bei der Synodentagung in Timmendorfer Strand sprach sich der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider dafür aus, den Jubiläums-Reformationstag am 31. Oktober 2017 zum bundesweiten Feiertag zu erklären. Derzeit ist der Reformationstag nur in den ostdeutschen Ländern mit Ausnahme Berlins arbeitsfrei.

Mehr Verbindung unter den evangelischen Konfessionen

In getrennten Sitzungen beschlossen die konfessionellen Bünde in der EKD, die innerprotestantische Ökumene zu vertiefen. Danach soll das Miteinander von unierten und lutherischen Kirchen und EKD weiterentwickelt werden. Als erste Schritte sind eine Auswertung des bisherigen Verbindungsmodells und Vorschläge zu dessen Weiterentwicklung vorgesehen. Zudem sollen alle Beteiligten in theologischen Gesprächen Fortschritte auf der Ebene der kirchlichen Bekenntnisse anstreben.

Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Gerhard Ulrich sagte, die Generalsynode sei zur Stärkung des Verbindungsmodells bereit. Es handele sich allerdings nicht um einen "Auflösungsbeschluss". Vielfalt sei eine der Stärken des deutschen Protestantismus, ergänzte Ulrich. Für die Union Evangelischer Kirchen (UEK) sagte der badische Landesbischof Ulrich Fischer, die Vorschläge der beiden konfessionellen Bünde seien kompatibel. Ziel sei die Vertiefung der bestehenden Kirchengemeinschaft und die Optimierung der Verzahnung der evangelischen Kirchenparlamente. Aus diesem Prozess werde niemand unverändert hervorgehen, sagte Fischer. Die VELKD vereint sieben lutherische Landeskirchen mit rund acht Millionen Gemeindemitgliedern. Die Union Evangelischer Kirchen umfasst zwölf Landeskirchen.

Nach dem Willen der lutherischen Generalsynode sollen nach einer Evaluation Vorschläge für eine Fortentwicklung des Verbindungsmodells 2014 vorgelegt werden. Zudem sprach sich die VELKD für theologische Gespräche mit den anderen Partnern über die Bekenntnisfrage aus, um bis 2017 zu einer "neuen Qualität des Verbindungsmodells" zu kommen.