Demonstration von Abtreibungsgegnern stößt auf Protest

Demonstration von Abtreibungsgegnern stößt auf Protest
Abtreibungsgegner haben am Samstag in Berlin gegen Schwangerschaftsabbrüche, Sterbehilfe und Gentests an Embryonen demonstriert. Schätzungen zufolge beteiligten sich 1.000 bis 2.000 Menschen an der Aktion, die am Bundeskanzleramt startete. Die Veranstalter sprachen dagegen von 4.500 Teilnehmern.

Der "Marsch für das Leben" rief auch Protest hervor: Parallel demonstrierten mehrere hundert Menschen für sexuelle Selbstbestimmung und gegen eine Bevormundung von Frauen.

Wie die Polizei mitteilte, mussten Beamte mehrere Mal eingreifen, weil sich Gegendemonstranten unter die Abtreibungsgegner gemischt hatten. Die Auseinandersetzungen seien aber gewaltlos geblieben. Zum "Marsch für das Leben" aufgerufen hatte der "Bundesverband Lebensrecht", der sein vehementes Nein zur Abtreibung mit christlichen Glaubensgrundsätzen begründet.

###mehr-artikel### Einige katholische und evangelische Bischöfe hatten für den "Marsch für das Leben" Grußworte geschickt. Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Markus Dröge, verwies darin auf die rund 300.000 Opfer der Euthanasie im Nationalsozialismus. Das Gedenken an sie sei eine Mahnung, "dass wir uns nicht das Recht anmaßen dürfen, Leben als unwert zu bezeichnen und daraus die Rechtfertigung ziehen, es zu beenden", schrieb Dröge.

Innerhalb der evangelischen Landeskirche war die Unterstützung für den "Marsch für das Leben" aber umstritten. Ein zunächst vom Bundesverband geplanter ökumenischer Gottesdienst im Berliner Dom wurde abgesagt. In einer Erklärung des Domkirchenkollegiums hieß es, es werde als höchst problematisch angesehen, sensible und komplexe Themen wie Abtreibung oder Präimplantationsdiagnostik zum Gegenstand solch einer Demonstration zu machen.

###mehr-links### Stattdessen hielten die Veranstalter vor dem Dom einen Freiluftgottesdienst mit dem Bischof der selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Hans-Jörg Voigt, ab. Der alternative Ort war aus Angst vor gewalttätigen Übergriffen bis zuletzt geheim gehalten worden.

Der Protest gegen die Abtreibungsgegner wurde vom "Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung" und dem Lesben- und Schwulenverband organisiert. Unterstützung bekamen sie von Parlamentariern von SPD, Grünen und Linkspartei. Es müsse gewährleistet werden, dass Frauen ohne Schikanen und Druck ihr Selbstbestimmungsrecht wahrnehmen können, erklärte die SPD-Bundestagsabgeordnete Eva Högl in einer Stellungnahme. Im Zusammenhang mit dem "Marsch für das Leben" sprach sie von "religiösen Fundamentalisten".