TV-Tipp des Tages: "Tatort: Auf ewig Dein"

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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Auf ewig Dein"
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Auf ewig Dein", 2. Februar, 20.15 Uhr im Ersten
Der "Tatort" aus Dortmund liefert ein emotional fieses Spiel mit Kommissar Faber, der in kunstvollem Licht an die Vergangenheit erinnert wird.

Natürlich gibt es Kritik an einer realitätsfremden Figur wie dem Dortmunder Hauptkommissar Faber, der in einem Wutanfall auch schon mal ein Waschbecken aus der Wand reißt. Prompt hieß es, der WDR sei im Bemühen um eine möglichst originelle Hauptfigur weit übers Ziel hinausgeschossen. Aber der von Jörg Hartmann wunderbar facettenreich gespielte Ermittler lebt im Zustand einer permanenten Extremsituation, seit Frau und Tochter bei einem Unfall gestorben sind, zumal er mittlerweile annehmen muss, dass sie ermordet worden sind.

Jürgen Werner, der die Figur entworfen und alle bisherigen Drehbücher für den "Tatort" aus Dortmund geschrieben hat, knüpft im jüngsten Fall nicht nur an die Vorgeschichte an, er stellt sie sogar ins Zentrum der Geschichte: Die Mordkommission sucht den Mörder einer Zwölfjährigen, die im Wald gefunden worden ist. Ein weiteres Mädchen ist verschwunden. Seltsamerweise dauert es eine Weile, bis Faber eine Licht aufgeht, und das ist die einzige Schwachstelle des Drehbuchs: Jemand kopiert exakt die Untaten eines Serientäters, den er vor Jahren selbst überführt und verhaftet hat. Der Mann hatte mehrere Mädchen missbraucht, erwürgt und anschließend auf ganz bestimmte Weise vergraben. An einem 15. Juli hat er sich in der Zelle erhängt, an einem 15. Juli ist Fabers Familie gestorben; und auch der Tag des Leichenfunds ist der 15. Juli. Irgendjemand treibt ein grausames Spiel mit dem Hauptkommissar, zumal sämtliche Erinnerungsstücke an Frau und Tochter verbrannt worden sind.

Kein Kammerspielthriller, aber bemerkenswerte Bildgestaltung

Selbstredend legt Werner auch die für jeden Krimi obligaten falschen Fährten. Faber muss sich unter anderem mit einem Pädophilen befassen, der in einschlägigen Internetforen Fotos seiner Stieftochter zum Tausch angeboten hat; Hans-Jochen Wagner gelingt es tatsächlich, diesem an sich widerwärtigen Menschen eine gewisse Tragik zu verleihen. Nur bedingt gelungen ist dagegen die Integrierung der privaten Erzählebene. Wie schon in den früheren Filmen klafft eine Lücke zwischen den erwachsenen Team-Mitgliedern Faber und Bönisch (Anna Schudt) und dem Nachwuchsduo. Dass Bönisch für ihre Kontakte zu einem bezahlten Liebhaber eine unerwartete Rechnung bekommt und von dem Callboy erpresst wird, hat mit dem Fall zwar nur bedingt zu tun, gibt Faber aber die Gelegenheit, der Kollegin aus der Patsche zu helfen. Das Problem des verliebten Polizistenpärchens Dalay und Kossik (Aylin Tezel, Stefan Konarske) ist zwar existenziellerer Natur, läuft aber eher bezugslos nebenher.

Inszeniert wurde der Film von Dror Zahavi, der nach herausragenden Werken wie "Mein Leben – Marcel Reich-Ranicki", "München 72 – Das Attentat" oder "Und alle haben geschwiegen" mit dem kürzlich ins Spätprogramm verschobenen "Tatort" aus Köln, "Franziska" (ebenfalls nach einem Drehbuch von Werner), einen der spannendsten Sonntagskrimis der letzten Jahre gedreht hat. Allerdings kann man "Auf ewig Dein" kaum mit dem Kammerspielthriller vergleichen, dafür sind die Geschichten der beiden Krimis viel zu unterschiedlich.

Ähnlich bemerkenswert ist jedoch die Bildgestaltung. Sorgte Kameramann Gero Steffen in "Franziska" dafür, dass man die Klaustrophobie im Gefängnis fast körperlich nachvollziehen konnte, so zeichnet sich "Auf immer Dein" vor allem durch eine kunstvolle Lichtsetzung aus. Trotz des sommerlichen Klimas sind die Bilder betont unbunt. Gerade bei den Außenaufnahmen wirken die Aufnahmen wie ausgeblichen. Auch Kostüm und Produktionsdesign verzichten mit wenigen bewusst gewählten Ausnahmen konsequent auf Farbigkeit. Die Personen wiederum sind so ausgeleuchtet, dass die Gesichter teilweise im Schatten liegen; eine schöne Illustration des jeweiligen individuellen Zwiespalts, in dem sich die vier Teammitglieder aus völlig unterschiedlichen Gründen befinden.