UN verlangen vom Vatikan Namen aller Kinderschänder

UN verlangen vom Vatikan Namen aller Kinderschänder
Die Vereinten Nationen haben vom Vatikan die Herausgabe aller Informationen über Kinderschänder und ihrer Beschützer in der katholischen Kirche gefordert. Der Vatikan müsse endlich zu einer vollen Aufklärung der Missbrauchsfälle beitragen, verlangte der UN-Kinderrechtsausschuss am Mittwoch in Genf.

Alle Täter müssten strafrechtlich verfolgt werden, hieß es in einem Abschlussbericht des Gremiums über die Missbrauchsfälle. Erstmals stand der Heilige Stuhl in einem mehrere Wochen dauernden UN-Verfahren über die sexuellen Übergriffe gegen Kinder Rede und Antwort.

Der Vatikan habe bislang keinerlei Informationen über die "schrecklichen Verbrechen" zugänglich gemacht, sagte die Vorsitzende des UN-Ausschusses, Kirsten Sandberg. Die katholische Kirche habe das wahre Ausmaß der Missbrauchsfälle bewusst vertuscht und allen Geistlichen ein Schweigegelübde auferlegt. Priester und andere Mitarbeiter der katholischen Kirche hätten sich weltweit an Zehntausenden Kindern sexuell vergangen, erklärte das UN-Gremium. Das Komitee sei "zutiefst besorgt" über diese Verbrechen.

Kirche soll die Opfer entschädigen

Sandberg, eine norwegische Juristin, warf dem Heiligen Stuhl vor, die internationale Kinderrechtskonvention gebrochen zu haben. "Ja, sie haben sie verletzt?, sagte Sandberg. Der UN-Ausschuss überwacht die Einhaltung der Konvention, die jede Form von Gewalt und sexuellen Missbrauch gegen Kinder ausdrücklich verbietet.

Das Gremium verlangte von der katholischen Kirche alle bekannten und verdächtigen Kinderschänder von ihren Aufgaben zu entbinden und den nationalen Strafverfolgungsbehörden anzuzeigen. Alle Opfer von sexuellen Übergriffen müssten entschädigt werden. Zudem solle der Vatikan sicherstellen, dass sich Missbrauch in Zukunft nicht wiederholt.

Verbrechen sind "nicht zu entschuldigen"

Der Vatikan als Vertragsstaat der Kinderrechtskonvention musste sich im Januar erstmals wegen der Missbrauchsfälle vor den 18 unabhängigen Experten des Kinderrechtsausschuss verantworten. Dabei räumten die Vertreter des Heiligen Stuhls ein, dass es zu "ungeheuerlichen Verbrechen" gekommen sei. "Derartige Verbrechen können niemals entschuldigt werden", betonte Erzbischof Silvano Tomasi, der die Delegation des Heiligen Stuhls bei den UN in Genf leitet.

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Nach intensiven Beratungen veröffentlichte der Ausschuss am Mittwoch seine Forderungen an die Adresse des Vatikans, um eine Einhaltung der Kinderrechtskonvention zu gewährleisten. Nach der Rechtsauffassung des Heiligen Stuhls liegt die Verantwortung für die Strafverfolgung bei den Staaten, in denen der Missbrauch stattfand. Der Heilige Stuhl sei nur für die Umsetzung der Kinderrechtskonvention im Kirchenstaat verantwortlich.

Der Vatikan hat das Ergebnis der Überprüfung der kirchlichen Maßnahmen gegen Kindesmissbrauch durch die UN-Kinderrechtskommission bedauert. Der Heilige Stuhl nehme deren Schlussfolgerungen zur Kenntnis, teilte der Vatikan am Mittwoch in einer offiziellen Erklärung mit. Darin wird der Kommission zugleich der Versuch vorgeworfen, "sich in die Lehre der katholischen Kirche über die Menschenwürde und in die Ausübung der Religionsfreiheit einzumischen".

Der Vatikan hatte die Kinderrechtskonvention 1990 ratifiziert und muss sich turnusmäßigen Anhörungen über die Umsetzung vor dem Kinderrechtsausschuss stellen. Die Forderungen des Kinderrechtsauschusses sind rechtlich nicht bindend, der Ausschuss hat keine Sanktionsmöglichkeiten gegen Staaten. Im Jahr 2017 muss der Heilige Stuhl über die Umsetzung der Empfehlungen berichten.