Australische Anglikaner heben Beichtgeheimnis bei sexuellem Missbrauch auf

Australische Anglikaner heben Beichtgeheimnis bei sexuellem Missbrauch auf
Bei dem Geständnis von sexuellem Kindesmissbrauch sollen die Priester der anglikanischen Kirche Australiens in Zukunft nicht mehr in jedem Fall an das Beichtgeheimnis gebunden sein.

Der Schutz von Kindern sei ein höheres Gut als das Beichtgeheimnis, beschloss die 16. Generalsynode der Anglikaner in dieser Woche in Adelaide. Lediglich wenn der Priester „hinreichend überzeugt“ sei, dass der Täter bereits bei der Polizei angezeigt worden sei, bleibe er an das Beichtgeheimnis gebunden, hieß es auf der Webseite der Synode. Allerdings wird diese Reform des Kirchenrechts erst wirksam, wenn sie von den einzelnen Diözesen übernommen wird.

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Der von einem Anwalt aus Sydney eingebrachte Antrag zur Reform des Beichtgeheimnisses wurde von dem neuen Primas der Erzbischof Philip Freier aus Melbourne unterstützt. Erzbischof Freier war am vergangenen Freitag von der Generalsynode zum neuen Primas der australischen Anglikaner gewählt worden. Freier übernimmt das Amt von Phillip Aspinall, Erzbischof von Brisbane, der neun Jahre lang das Oberhaupt der Anglikanischen Kirche Australiens war.

In Australien waren in den vergangenen Jahren zahlreiche Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen bekanntgeworden. Die Anglikanische Kirche, bis vor wenigen Jahren die größte christliche Einzelkonfession Australiens, ist von dem Missbrauchsskandal ähnlich stark betroffen wie die Katholische Kirche. Australiens Regierung hatte im vergangenen Jahr eine Untersuchungskommission zur Aufklärung des Umgangs mit Missbrauchsfällen durch Kirchen und weltliche Organisationen und Institutionen eingesetzt.

Erzbischof Aspinall hatte im vergangenen Jahr die Anglikaner auf die „Schmerzen“ eingestimmt, die die Arbeit der Kommission für die Kirche bedeuten werde. Das Problem, so der damalige Primas, sei nicht, dass die Wahrheit ans Licht komme. „Das wird sie. Und das wollen wir auch, aber es wird Momente geben, in denen wir uns schämen und die Wahrheit uns krank macht“, warnte Aspinall.