Zwölf Monate, zwölf Wünsche

Geistvoll in die Woche
Zwölf Monate, zwölf Wünsche
Heute beginnt ein neues Jahr. Und niemand weiß, was kommt. Ich wünsche mir, dass wir zusammenhalten

2024 ist das Jahr des Igels. Des nachtaktiven Wanderers, des Einzelgängers und Winterschläfers. Das hat natürlich Gründe. Schutzgründe vor allem, denn die Lebensräume der Tiere werden immer kleiner, ihr Bestand geht zurück. Das sagt freilich wenig über den Igel selbst aus. Denn der kann viel. Er hört gut, er kann gut riechen, und er ist schlau. Hase-Igel, wer kennt die Geschichte nicht? Der Schwank aus den Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm. Das Wettrennen, das der Hase provoziert und der Igel wider Erwarten gewinnt. Weil seine Ehe-Igelin ihm hilft. Selbstredend verlangt der Hase Revanche, wieder und wieder, 73-mal, und immer ruft die Igelin im Ziel: „Ich bin schon da!“ Beim 74. Rennen bricht der Hase zusammen und stirbt. Das ist bedauerlich, durchaus, aber nicht entscheidend. Denn es geht nicht um ihn, sondern um die Igel. Und um die Erkenntnis: Zusammenzuhalten lohnt sich. Der Igel gewinnt eine Goldmünze und eine Flasche Branntwein. Wir gewinnen vielleicht ganz anderes.

Zwölf Monate hat das Jahr. Zwölf Wünsche habe ich. Plus einen; für euch. Weil niemand weiß, was kommt. Alle Wünsche haben mit der Botschaft des Igel-Schwanks zu tun. Ich will, dass wir zusammenhalten.

Ich wünsche mir, dass wir zusammenhalten, wenn wir die Not der Menschen sehen.

Ich wünsche mir, dass wir zusammen helfen, wo wir dies tun können, und sei die Hilfe auch gering.

Ich wünsche mir, dass wir zusammen singen, wenn jemand einsam ist und trostbedürftig.

Ich wünsche mir, dass wir zusammenkommen, wenn wir allein nicht weiterwissen.

Ich wünsche mir, dass wir zusammen sind, wenn wir uns brauchen, in guten oder schlechten Zeiten.

Ich wünsche mir, dass wir zusammenrücken, wenn andere mehr Platz benötigen, Geflüchtete, Schutzbedürftige, Heimatlose, Obdachlose.

Ich wünsche mir, dass wir zusammenstehen, wenn andere die Demokratie gefährden.

Ich wünsche mir, dass wir zusammenbleiben, wenn uns die rechten Hetzer auseinandertreiben wollen und Antisemitismus die Gesellschaft spaltet.

Ich wünsche mir, dass wir zusammenwachsen in dieser Welt, weil es nur die eine gibt. Dass wir die Schöpfung schützen und bewahren. Für unsere Kinder, Kindeskinder und für uns.

Ich wünsche mir, dass wir uns zusammenreißen, da Jammern uns nicht weiterbringt.

Ich wünsche mir, dass wir zusammen beten, für Frieden in Israel und in der Ukraine. Für Frieden überall, wo Frieden fehlt. Auch für den unsichtbaren, in den Familien zum Beispiel.

Ich wünsche mir, dass wir zusammen essen, trinken, an einem Tisch, wie Jesus es mit seinen Jüngern tat. Das würde Gott gefallen. Er will gewiss, dass wir zusammenhalten.

Euch wünsche ein gutes Igel-Jahr, mit Raum zum Leben und Schutz für eure Liebe. Auf dass ihr euch zusammenfreut.

PS: Wir haben übrigens einige Igel bei uns daheim. Aus Holz, aus Ton, aus Stoff. Größere, kleine, winzige. Natürlich auch ein Igel-Ehepaar. Ein ganz kleines.

weitere Blogs

Das queere Vereinsleben ist so bunt und vielfältig wie die queere Szene. Aber wie politisch neutral sollten diese Vereine heute (noch) sein?
Traupaar während der Zeremonie in St. Johannis
Am schönen Datum 24.4.24 standen in ganz Bayern Kirchen offen für spontane Segnungen und Trauungen
Lesbisches Paar
Was hat der 01. Mai mit queerer Theologie zu tun? Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Queerness immer schon Teil der Arbeiter*innenbewegung war. Und weil die Lesbian Visibility Week erst gestern zu Ende gegangen ist, nimmt der Beitrag ein Beispiel aus der lesbischen Geschichte auf.