Afrika-Cup: Ein Kontinent im Fußballfieber

Odilon Kossounou (r.) kämpft mit Habib Diallo
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29.01.2024, Elfenbeinküste, Yamoussoukro: Fußball: Afrika-Cup, Senegal - Elfenbeinküste, K.o.-Runde, Achtelfinale: Odilon Kossounou (r) von der Elfenbeinküste kämpft mit Habib Diallo vom Senegal um den Ball. Foto: Themba Hadebe/AP +++ dpa-Bildfunk +++
17 Bundesliga-Spieler dabei
Afrika-Cup: Ein Kontinent im Fußballfieber
Überall sitzen Fußball-Fans vor Bildschirmen und Leinwänden und fiebern mit, welche Teams beim Afrika-Cup in die nächsten Runden kommen. Auch in Kenia - selbst wenn das eigene Team gar nicht dabei ist. Finale ist am 11. Februar.

Obwohl das kenianische Team wegen Korruptionsskandalen im Fußballbund nicht beim Afrika-Cup mitspielen darf, drängen sich die Zuschauer in einem spartanisch eingerichteten TV-Raum in Nairobis Stadtviertel Kibera vor den Bildschirmen. Auf dem linken Fernseher ist das Match Südafrika gegen Tunesien zu sehen, rechts spielt Mali gegen Namibia. Während es hier in Ostafrika schon dunkel ist, taucht die untergehende Sonne die Stadien in der westafrikanischen Elfenbeinküste zu Beginn der Matches in goldenes Abendlicht.

Zum 34. Mal kommen Mannschaften des ganzen Kontinents zusammen, um ein großes Fußballfest zu feiern. Die Premiere war 1957, damals nur mit Ägypten, dem Sudan und Äthiopien. Südafrika wurde disqualifiziert, weil es keine schwarzen Spieler in seine Mannschaft aufgenommen hatte. Je mehr Länder unabhängig von den Kolonialmächten wurden, desto mehr Mannschaften spielten mit. Von Anfang an war das Turnier ein panafrikanisches Ereignis.

Im Stadtteil Kibera in der kenianischen Hauptstadt lädt eine Tafel auf der Straße zum Afrika-Cup Schauen im Fernsehen ein.

Der Afrika-Cup vereint den Kontinent - und elektrisiert die Diaspora. Valerie Viban ist Anfang 30, kommt aus Kamerun, lebt und arbeitet in Berlin. "Es gibt keine Zeit, in der es interessanter ist, Afrikaner zu sein", sagt er. Was ihn besonders freut: Endlich ist Afrika Thema in Gesprächen und den Medien - und es geht um etwas Positives. "Sonst hören die Leute oft nur von Krieg und Armut auf dem Kontinent", sagt er.

Inzwischen ist die südafrikanische Mannschaft bunt gemischt. Im Vorrundenspiel Südafrika gegen Tunesien sind die Zuschauer allen Alters in Kibera klar für die Mannschaft aus dem Süden. Auch wenn sie sich sicher sind: Südafrika hat doch viel Geld, das könnte im Fußball besser genutzt werden. Sie spekulieren über Korruption - der Grund, warum der kenianische Fußballverband seit Jahren von der FIFA suspendiert ist.

Der Durchschnittstageslohn hier ist ein bis zwei Euro. Davon berappen die Fans dann 20 Cent für den Zuschauerplatz am Fernseher. Wenn bei wichtigen Spielen der Andrang größer ist, verdoppelt sich der Preis. Die Sitze in den Stadien beim Gastgeber Elfenbeinküste sind hingegen nur zu etwa einem Drittel gefüllt. Flüge innerhalb des Kontinents sind teuer, die Wege weit. Die Fans aus dem Nachbarland Mali hatten es für das Match gegen Namibia vergleichsweise weniger weit, trotzdem liegen etwa 1.100 Kilometer zwischen Abidjan und Bamako.

Vor jedem Afrika-Cup gibt es immer wieder Streits mit europäischen Clubs, die ihre Spieler nicht freistellen wollen, weil das Turnier mitten in der Spielsaison liegt. 17 Bundesliga-Spieler sind in diesem Jahr zum Turnier gereist, darunter zum Beispiel Serhou Guirassy aus Guinea, der Star-Stürmer des VfB Stuttgart. Das Turnier bringt Adrenalin, es ist der temperamentvollste Wettkampf des Jahres, findet Valerie Viban.

Ägypten hat bereits sieben Mal den Titel geholt, Kamerun fünf Mal, und Ghana räumte vier Mal ab. Zuletzt holte das senegalesische Team 2022 den Pokal nach Hause.

Kalidou Koulibaly (re), damals noch bei FC Chelsea, nutzt  den Afrika-Cup, um auf Menschenrechte aufmerksam zu machen.

Menschenrechte im Blick: "Wir müssen die Schwächsten verteidigen!"

Für den Fußballer Kalidou Koulibaly ist das Turnier aber mehr: Er nutzt es, um auf Menschenrechte aufmerksam zu machen. Der ehemalige Chelsea-Profi spielt jetzt in Saudi-Arabien. In einer Kampagne mit dem Internationalen Roten Kreuz ist seine Botschaft: "Wir müssen die Schwächsten verteidigen!". Auch Greenpeace nutzt das Turnier für eine Kampagne, denn seit 2016 ist die französische Ölfirma TotalEnergie der größte Sponsor. Die Umweltschützer kritisieren, der Ölgigant versuche so, sein Image reinzuwaschen, obwohl er für Ölprojekte verantwortlich sei, für die Tausende vertrieben werden und die große Umweltschäden anrichten.

Gegen Ende der Spiele wird der Vollmond eingeblendet, der jetzt über den Stadien scheint, in denen die Spieler noch immer bei über 30 Grad und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit schwitzen. Das namibische Team freut sich, auch wenn es das Spiel gegen Mali nicht für sich entscheiden konnte. Die Namibier kommen als Dritte trotzdem eine Runde weiter. Auch Mali und Südafrika ziehen an diesem Abend ins Achtelfinale ein - und ein paar Tage später schaffen sie es weiter ins Viertelfinale. Ob sie sich bis zum Endspiel am 11. Februar beweisen können? Die Fans in Kibera fiebern mit.