Mobilitätsforscher kritisiert "grünen Ressourcenimperialismus"

Mobilitätsforscher kritisiert "grünen Ressourcenimperialismus"

Berlin (epd). Der Mobilitäts- und Zukunftsforscher Stephan Rammler hält eine rasche Transformation zur Elektromobilität in Deutschland für illusorisch. Gebraucht würde dafür eigentlich eine sehr viel stärker steuernde Politik, sagte Rammler dem Berliner „Tagesspiegel“ (Mittwoch): „Weil es um eine große und möglichst schnelle Transformation geht, um tiefgreifende Veränderungs-, Anpassungs- und kulturelle Entwicklungsprozesse, die sonst evolutionär über Jahrtausende stattfinden.“

Schnelligkeit falle den demokratischen Kulturen aber besonders schwer: „Ich sehe eine solche Politik nicht.“ Als Alternative schlug Rammler eine Politik vor, die stärker mit den Gegebenheiten arbeitet. „Also die beispielsweise akzeptiert, dass in Deutschland nach wie vor sehr viele Menschen auf dem Land leben, die auf das Auto angewiesen sind“, sagte er. Es sei auf absehbare Zeit unrealistisch, zu glauben, der öffentliche Nahverkehr in ländlichen Regionen könnte ausgebaut werden: „Das kann man vergessen, das Geld ist nicht da, die Ressourcen nicht, die Ingenieure und Arbeitskräfte nicht.“

Zum Problem werde gerade auch, dass für die Elektromobilität die bisherige ungleiche und ungesunde globale Arbeitsteilung fortgeführt werde. Er kritisierte eine Art „grünen Ressourcenimperialismus“, um sich für die Elektromobilität und die Energie- und Mobilitätswende weiter an den Ressourcen der Welt bedienen zu können. Rammler sagte: „So wie wir der Welt vorleben, dass wir die Guten sind, ist es nicht klug. Es ist bigott. Eben weil diese digitalisierte Elektromobilität, die wir anstreben, bislang nicht wirklich nachhaltig ist.“