Evangelischer Beauftragter in NRW eingeführt

Martin Engels
EKiR/Meike Böschemeyer
Pfarrer Martin Engels wurde am 12. Dezember 1980 in Wuppertal geboren.
Politik würdigt Kirchen
Evangelischer Beauftragter in NRW eingeführt
Wertevermittler, prägende Kraft und Teil der kritischen Infrastruktur: Vertreter von Parlament und Regierung in NRW betonen die Bedeutung der Kirchen für die Gesellschaft. Anlass ist ein Wechsel im Amt des evangelischen Beauftragten beim Land.

Der neue Spitzenvertreter der evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, Martin Engels, ist am Mittwochabend offiziell in sein Amt eingeführt worden. Landtagspräsident André Kuper und Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski (CDU) hoben bei dem Festakt in der Düsseldorfer Johanneskirche die tragende Rolle der Kirchen für Staat und Gesellschaft hervor. Sie gehörten "zur kritischen Infrastruktur in unserem Land", sagte Liminski.

Die Kirchen vermittelten grundlegende Werte wie Verantwortung, Gemeinsinn, Menschlichkeit und Nächstenliebe, unterstrich der Medienminister. "Ohne diese ist kein Staat zu machen. Deshalb brauchen wir heute und in Zukunft die starke Stimme der Kirchen." Dies gelte gerade in schweren Zeiten. Er sei dankbar, wenn die Kirchen mit ihrer besonderen christlichen Sicht die Politik begleiten, sich einmischen und mitgestalten. Das nun von Oberkirchenrat Engels geleitete Evangelische Büro sei ein wichtiger Ansprechpartner der Landesregierung.

Landtagspräsident Kuper bedauerte die gestiegene Zahl an Kirchenaustritten. "Wir sprechen zu einseitig über die Fehler der Kirchen", sagte er. Wenig geredet werde darüber, welche Auswirkungen es auf das gesellschaftliche Miteinander haben werde, wenn die Kirchen "die prägende Kraft, die sie in unserer Kultur über Jahrhunderte bekleidet haben, verlieren".

Engels vertritt als Beauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche seit Jahresbeginn die Positionen der evangelischen Kirche gegenüber der Politik. Gemeinsam mit dem Katholischen Büro ist der 43-jährige Theologe auch für regelmäßige Andachten und Gottesdienste im Landtag verantwortlich.

Vertretern des öffentlichen Lebens steht er zudem als Seelsorger zur Verfügung.
Sein Vorgänger Rüdiger Schuch (55), seit Januar Präsident der Diakonie Deutschland, wurde in dem Gottesdienst verabschiedet. Schuch habe in den letzten vier Jahren als Brückenbauer und Ideengeber dazu beigetragen, dass Politik und Kirche in einem guten Dialog miteinander stehen und die Schwächsten nicht aus dem Blick verlieren, sagte der rheinische Präses Thorsten Latzel.

Kirche repräsentiert die Hälfte der Bevölkerung

Engels sagte in seiner Predigt, die Kirchen repräsentierten noch immer rund die Hälfte der Bevölkerung und hätten die christliche Botschaft sowie das damit verbundene Menschenbild und Gottesverständnis in den politischen und gesellschaftlichen Diskurs einzubringen. Es gelte, sich für Demokratie, Menschenwürde, gesellschaftliche Vielfalt und Menschen am Rande einzusetzen und gegen Hass und Menschenverachtung zu stellen.

Der gebürtige Wuppertaler sieht sich am Schnittpunkt von Kirche und Politik in der Tradition der Barmer Theologischen Erklärung, die 1934 in Wuppertal-Barmen als Absage an den Allmachtsanspruch der Nationalsozialisten verabschiedet wurde. Die Mitglieder der damaligen Bekennenden Kirche hätten sich für das biblische Motto "Lasst uns wahrhaftig sein in der Liebe" entschieden. Dafür wolle er "gerne ein Lobbyist sein". Von 2012 bis 2017 hatte Engels das Ausstellungsprojekt "Gelebte Reformation - Die Barmer Theologische Erklärung" geleitet.

Zuvor stand der Theologe von 2015 bis 2019 an der Spitze des Reformierten Bundes, des Dachverbands der reformierten Christen in Deutschland. Von 2019 bis Ende 2023 leitete der verheiratete Vater von vier Kindern das Erwachsenenbildungswerk Evangelisches Forum in Bonn.

Der SPD-Fraktionschef im NRW-Landtag, Jochen Ott, nannte es in einem Grußwort eine Aufgabe der Kirchen, Zuversicht und Hoffnung in die Gesellschaft zu tragen. Der Leiter des Katholischen Büros NRW, Domkapitular Antonius Hamers, lobte die ökumenische Zusammenarbeit der kirchlichen Vertretungen beim Land NRW, die gemeinsam kompetent Themen setzten.