Von Beirut bis Aleppo: Eine gefährliche Gemeinde

Foto: dpa/Jamal Nasrallah
Ein syrischer Flüchtling hat es geschafft: Er ist im Flüchtlingscamp Bashabsheh an der jordanisch-syrischen Grenze angekommen. Nicht alle haben so viel Glück. Wer im Libanon nach einer Bleibe sucht, stößt auf überfüllte Wohnungen.
Von Beirut bis Aleppo: Eine gefährliche Gemeinde
Von Beirut aus soll ein deutscher Theologe Christen in den syrischen Städten Aleppo und Damaskus betreuen. Doch während im Libanon das Gemeindeleben seinen gewohnten Gang geht, ist an eine Reise in das nahe Bürgerkriegsgebiet nicht zu denken.
30.07.2012
epd
Brigitte Vordermayer

Volker Metzler nippt an einer Tasse arabischen Kaffee. Mit seinen Mitarbeitern bespricht der Theologe, was an diesem Tag ansteht: Frauentreff, Musicalprobe, Planung für den Weihnachtsbasar. Es ist eine fast normale Frühbesprechung in der evangelischen Gemeinde in Beirut. Doch nur 90 Kilometer östlich in der syrischen Hauptstadt Damaskus herrscht Krieg.

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"Würden wir nicht die Nachrichten studieren, bekämen wir kaum etwas vom Bürgerkrieg mit, der nur ein paar Autostunden östlich von uns tobt", sagt Metzler, der aus dem fränkischen Bamberg stammt. Mehrmals am Tag setzt er sich an den Computer und durchstöbert das Internet: "Wir beobachten permanent die Nachrichten. Die politische Lage ist immer Gesprächsthema." Viele Libanesen erinnerten sich gut an den eigenen Bürgerkrieg, der bis 1990 wütete: "So sind es viele gewohnt, sich mit Krisenstimmung zu arrangieren."

Als Auslandsvikar ist Metzler ein Jahr lang in Beirut eingesetzt. Metzler wollte schon lange im Ausland arbeiten, "in eine andere Kultur eintauchen und dort meinen Dienst tun", sagt er. Vor ein paar Jahren studierte er in Beirut bereits zwei Semester Theologie. Volker Metzlers Frau Berenike, die Islamwissenschaftlerin ist, begleitete ihren Mann in den Libanon.

Damaskus und Aleppo gehören zur Gemeinde

Neben der libanesischen Hauptstadt Beirut gehören auch Aleppo und Damaskus zum Gemeindegebiet. "Eigentlich hätte ich mich um diese syrischen Gemeindestandorte kümmern sollen", sagt er. Doch der letzte Besuch dort war an Ostern. "Seitdem ist es einfach zu gefährlich", bedauert Metzler.

Bild links: Berenike Metzler und ihr Mann Volker. Foto: epd-bild/privat

Dass die Kämpfe nun bis ins Herz der syrischen Hauptstadt vorgedrungen sind, schien ihm bis vor ein paar Monaten undenkbar. Eine Folge sind weitere Flüchtlingsströme: "Arme Menschen, die in den Zeltlagern in der Bekaa-Ebene östlich von Beirut Zuflucht suchen, und betuchte Syrer, die mit dem eigenen Auto einreisen."

Metzler hatte bisher nur mit Letzteren zu tun. Die meisten stellen sich auf einen längeren Konflikt ein und wollen sich im Hochhaus einquartieren, in dem die evangelische Gemeinde Wohnungen vermietet. "Aber unser Haus ist leider komplett belegt, in manchen Doppelzimmern leben bereits sechs Personen", sagt er.

Die Stimmung im Libanon ist kriegsmüde

Was mit den Christen in Syrien passiert, sollte Präsident Baschar al-Assad gestürzt werden, weiß Metzler nicht. "Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Nur beten", sagt er. Sein Wunsch wäre, dass sich die Konfliktparteien zu Verhandlungen bewegen lassen. "Und dass es eine Alternative gibt zu ethnischen, religiösen oder politischen Säuberungen und Syrien genug Entfaltungsmöglichkeiten für unterschiedliche Religionen und Weltanschauungen bietet."

Die Stimmung im Libanon ist derweil gespalten: "Viele haben die Nase voll von schlechten Nachrichten und wollen sich bewusst apolitisch verhalten", sagt Metzler. Andererseits sei die Sorge da, dass der Konflikt auf den Libanon übergreift. "Ich hoffe, die Bewohner bleiben kriegsmüde wegen der Erfahrungen aus dem eigenen Krieg", erklärt der Pfarrer. In jedem Fall sei es wichtig, dass sie spüren, dass sie im Bemühen um Frieden von der Welt nicht alleingelassen werden. "Vielleicht kommt der Papstbesuch vom 14. bis 16. September da gerade recht", meint Metzler: "Darauf möchte ich auch als evangelischer Pfarrer hoffen."